Ein Kommentar von Andrew Patterson, Vanguard Senior International Economist.
Seit Jahresbeginn hat sich das wirtschaftliche Umfeld drastisch verändert. Daher haben wir unsere Wachstumserwartungen für die USA und China gesenkt und unsere Prognosen für die europäische Inflationsentwicklung und Geldpolitik angepasst.
Eine Rezession erwarten wir in diesem Jahr nicht, zahlreiche Faktoren sprechen jedoch für schwächeres Wachstum. Eine Kursänderung der US Federal Reserve halten wir für unwahrscheinlich.
Wir haben unsere Wachstumsprognose für die US-Wirtschaft in diesem Jahr auf rund 2% revidiert, zu Jahresbeginn hatten wir noch etwa 3,5% erwartet1.
Unsere Prognoseanpassung hat drei Ursachen, die bis Jahresende anhalten dürften:
Wir haben daher unsere Wachstumsprognosen angepasst, unsere Erwartungen für US-Arbeitsmarkt und -Inflation bleiben jedoch weitestgehend unverändert. Aufgrund des schwächeren Wachstums wird die Arbeitslosenquote kurzfristig nicht unter 3% fallen, die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften dürfte sich schneller normalisieren.
Wir rechnen mit anhaltend hoher, gleichwohl sinkender Inflation, zu der die hohe Nachfrage ebenso beiträgt wie die angespannte Lage am Arbeitsmarkt und Lieferengpässe, die noch mindestens bis Jahresende anhalten werden. Die anhaltend hohen Energiepreise haben sich zu einem zusätzlichen Risikofaktor entwickelt, den wir genau beobachten werden.
Einen Kurswechsel der Fed bis Jahresende erwarten wir nicht und gehen weiterhin davon aus, dass der Leitzins um weitere 100 bis 150 Basispunkte (BP) steigen wird. Seit Jahresbeginn hat die Fed die Zinsen bereits um 75 BP auf 0,75% bis 1,0% angehoben.
Parallel wird die Fed ihr QE-Programm (Quantitative Easing) der letzten Jahre umkehren und ihre Bilanz verkürzen.
Etwas anders ist die Lange in der Eurozone: Hier erwarten wir inzwischen mehr Zinserhöhungen als noch zu Beginn des Jahres. In Europa hat die annualisierte Inflationsrate im Quartalsvergleich inzwischen zweistellige Werte erreicht, weshalb die Europäische Zentralbank (EZB) der Inflationsbekämpfung jetzt mehr Gewicht einräumt.
Daher passen auch wir unsere Prognosen an:
Wir erwarten für das laufende Jahr eine Wachstumsrate von knapp über 3% und liegen damit etwas unter den Konsensprognosen und deutlich unter dem staatlichen Ziel von rund 5,5%. 3% sind immer noch viel, für China wird es sich jedoch im Vergleich zu den vorherigen Jahren wie eine Rezession anfühlen.
Wir haben unsere Prognosen aus drei Gründen angepasst:
Daher erwarten jetzt weniger Wachstum als die 5%, die wir zu Jahresbeginn prognostiziert hatten, und liegen auch unter den Konsensschätzungen von 4 bis 5%.
Eine globale Rezession ist weiterhin unwahrscheinlich, doch die Lage ist instabil und die Federal Reserve wird bei zukünftigen Entscheidungen bestimmte Indikatoren genau beobachten. Die nachstehende Grafik zeigt die Simulation von Vanguard, wie aggressiv die US-Notenbank die Zinsen in drei verschiedenen Szenarien anheben würde.
Drei Szenarien für die US-Leitzinsen
Hinweise: Die Abbildung zeigt die Entwicklung der US-Leitzinsen für jedes der drei Szenarien. Die Prognosen beruhen auf Modellschätzungen von Vanguard. Die jeweiligen Prognosen für die Endraten und den Zeitplan der Federal Reserve beruhen auf einer Kombination aus Modellschätzungen und subjektiver Analyse.
Quellen: Vanguard Modellschätzungen auf Grundlage von Daten von Refinitiv, Moody's und Bloomberg.
Die US-Notenbank muss das richtige Gleichgewicht finden und sowohl die Inflation eindämmen als auch den Druck vom Arbeitsmarkt nehmen. Kühlt die Wirtschaft zu deutlich ab, würde die Fed wahrscheinlich das Tempo der Zinserhöhungen reduzieren.
Genau wie die amerikanische Zentralbank werden auch wir die dynamische Entwicklung genau beobachten.
Wir stellen unsere Einschätzungen in jedem Umfeld laufend auf den Prüfstand; dass wir jetzt jedoch unsere globalen Prognosen so zahlreich anpassen, spricht für die hohe Unsicherheit durch die aktuellen politischen und geopolitischen Risiken sowie die anhaltenden globalen Lieferstörungen.
1 Auf Basis der prozentualen Veränderung zwischen dem 4. Quartal 2021 und dem 4. Quartal 2022.
2 Importe werden vom BIP abgezogen, da diese außerhalb der USA produziert werden.
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