Mike Collins: Die Lage an den Anleihemärkten ist aktuell wirklich schwierig, richtig? Nicht nur hier in den Vereinigten Staaten, sondern auch weltweit.
Was erwarten Sie für die kommenden zehn Jahre?
Joe Davis Nun, in den nächsten zehn Jahren werden die Risikoprämien ... – zunächst einmal sind die Risikoprämien im Moment ziemlich schwach, richtig? Wir sehen eine flache Zinskurve, was bedeutet, dass Staatsanleihen nur eine sehr geringe Laufzeitprämie abwerfen, die sich ja an dem Anstieg der Kurve bemisst. Die Kreditrisikoaufschläge waren zu Jahresbeginn sehr niedrig. Also ziemlich dürftig. Was sagt uns das? Und dann befinden wir uns natürlich an der Nullgrenze – die kurzfristigen Zinssätze liegen bei null, Mike, richtig?
Sowohl nominal als auch real zeichneten sich schwache Renditeprognosen ab, und zwar schon vor dem Anstieg der Inflation. Es ist so gesehen keine großartige, neue Erkenntnis, aber darauf deuten alle Analysen hin.
Wir reden also von bescheidenen Renditen in etwa auf Niveau der Kupons. Und wie ich bereits gesagt habe, gehe ich davon aus, dass die Federal Reserve die Zinsen zum Ende des Zyklus etwas aggressiver anziehen könnte, als es die Anleihemärkte derzeit erwarten. Ich möchte jedoch betonen, dass dies nicht bedeutet, dass sich ein Bärenmarkt abzeichnet.
Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass trotz des massiven Anstiegs der Inflation zehnjährige Staatsanleihen heute etwa 2% abwerfen. Und das bestätigt für mich nur, dass die Zinsen von mehreren Faktoren beeinflusst werden. Wir werden demnächst einen neuen Megatrend-Artikel über diese anderen Faktoren veröffentlichen, die die Zinsen beeinflussen und nichts mit Wachstum oder Inflation zu tun haben. Sie haben Gewicht und waren sehr wichtig für unsere Einschätzung, auch jenseits unserer Prognosen für die Federal Reserve, dass die Zinssätze selbst bei steigender Inflation nicht in den Himmel wachsen.
Und ich denke, dass die aktuelle Phase [der Marktvolatilität] nur eine weitere Erinnerung daran ist, dass das alles nicht so einfach ist und dass da konkurrierende Kräfte am Werk sind.
Ich bin also nicht pessimistisch für Anleihen. Ich erkenne lediglich an, dass die Renditeprognosen sehr bescheiden sind. Aber ich denke, dass wir als Investoren alle ein Lob verdienen, weil wir trotzdem den Ballast und die Qualitätsflucht anerkennen.[A1]
Deshalb bin ich in Maßen optimistisch, wenn wir über dieses Jahr hinausblicken und eine weitere Normalisierung sehen, angefangen bei den Zentralbanken, wenn wir erste positive Realzinsen sehen, dass wir dann unsere Renditeprognosen anheben, denn das[A2] war der wichtigste Grund, warum wir unsere Prognosen geringfügig gesenkt hatten, zumindest seit 2015/2016.