ETFs haben in den vergangenen Jahren nicht zuletzt dank ihrer Kosteneffizienz und ihrer diversifizierten Portfolios erheblich an Bedeutung gewonnen. Zu den wichtigsten Kostenkomponenten eines OGAW-ETF gehören neben der Kostenquote und dem Tracking Error auch die Handelskosten. Und da die Kostenquoten seit Jahren sinken, steigt der Anteil der Handelskosten an den Gesamtkosten eines ETF.
Der europäische ETF-Markt ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. OGAW-ETFs auf Anleihen konnten ihr Anlagevermögen zwischen 2015 und 2025 von rund 120 auf 520 Milliarden US-Dollar ausbauen,1 und steigende Mittelzuflüsse haben zu sinkenden Kostenquoten beigetragen, wie das nachstehende Diagramm deutlich macht.
In den vergangenen zehn Jahren sind die durchschnittlichen laufenden Kosten (OCF) für OGAW-ETFs auf Anleihen von 28 auf 23 Basispunkte (Bp) gesunken, die durchschnittliche Kostenquote von Vanguard Anleihe-ETFs ist im gleichen Zeitraum von 12 auf 10 Bp zurückgegangen. Vor dem Hintergrund sinkender Kostenquoten gewinnen andere Kostenkomponenten an Bedeutung.
Entwicklung der Kostenquoten seit 2015: Vanguard und Branchendurchschnitt
Quelle: Morningstar, OGAW_ETFs auf Anleihen; Stand: 31. Dezember 2024.
Die Gesamtkosten eines ETF (Englisch: Total Cost of Ownership, kurz TCO) bestehen im Wesentlichen aus fünf Komponenten. In diesem Artikel gehen wir auf die Kostenkomponenten jenseits der Kostenquote ein, die im ETF-Handel entstehen: ETF-Spreads, schwankende Auf- und Abschläge sowie Market-Impact-Kosten.
Quelle: Berechnung von Vanguard auf Grundlage von Daten von Bloomberg für eine hypothetische Illustration.
Der Spread ist der Betrag, der beim Kauf und Verkauf eines ETF anfällt, und entspricht der Differenz zwischen dem Geld- und dem Briefkurs.2 Je kleiner diese Differenz, desto geringer sind die Kosten für den Kauf und anschließenden Verkauf von ETF-Anteilen. Der Spread eines ETFs hängt direkt vom Handelsvolumen und der Volatilität des ETFs sowie von der Liquidität der Basiswerte ab.
Die Geld-Brief-Spanne und ihre Bestandteile
Quelle: Vanguard. Dieses Diagramm dient nur zu Illustrationszwecken.
Die Geld-Brief-Spannen von Anleihe-ETFs variieren je nach Produktart und können zum Beispiel, abhängig von Handelsvolumen und Liquidität, für ETFs auf Staatsanleihen aus Schwellenländern höher ausfallen als für ETFs auf US-Treasuries. Die Geld-Brief-Spanne der Basiswerte eines ETF wird als „Basket Spread“ bezeichnet und bildet die Kosten ab, die für den Kauf und anschließenden Verkauf der im ETF-Portfolio enthaltenen Anleihen anfallen.
Ein Vergleich des ETF-Spread mit dem Basket Spread zeigt häufig, dass ETFs im Handel günstiger sind als die Anleihen, in die der ETF investiert. Zu einer solchen Spread-Differenz zwischen einem ETF und seinen Basiswerten kommt es dann, wenn sich ein ETF etabliert hat und die Handelsvolumen steigen. Verstärkter Preiswettbewerb zwischen den Market-Makern3 führt irgendwann dazu, dass der Spread des ETF gegenüber seinen Basiswerten sinkt.
ETFs – kosteneffiziente Instrumente zur Umsetzung von Anleihestrategien
Quelle: Bloomberg, Vanguard, big xyt; Stand: 31. Dezember 2024. Referenzindizes: Bloomberg MSCI Global Corporate Float-Adjusted Liquid Bond Screened Index, Bloomberg MSCI EUR Corporate Liquid Bond Screened Index, Bloomberg MSCI USD Corporate Float-Adjusted Liquid Bond Screened Index, Bloomberg Euro Corporate 500 1-3Y Index, Bloomberg Euro-Aggregate: Corporates Index, Bloomberg Global Aggregate Float Adjusted and Scaled Index, Bloomberg Global Aggregate Corporate – United States Dollar Index und Bloomberg EM USD Sovereign + Quasi-Sov Index.
Die zweite Komponente der Handelskosten sind die Auf- oder Abschläge, zu denen ETFs im Verhältnis zu ihrem Nettoinventarwert (NAV)4 gehandelt werden. Liegt der Marktpreis eines ETF über seinem NAV, wird er mit einem Aufschlag (Premium), im umgekehrten Fall mit einem Abschlag (Discount) gehandelt. Anlegerinnen und Anleger sollten versuchen, Aufschläge beim Kauf und Abschläge beim Verkauf zu vermeiden, denn beides geht zulasten ihrer Rendite.
Die Auf- und Abschläge eines Anleihe-ETFs hängen ähnlich wie die Geld-Brief-Spanne weitgehend von den Kosten ab, die im Handel der Basiswerte anfallen, und schwanken in einigen Fällen schnell und häufig.
Da ETFs jedoch laufend bewertet werden, lässt sich ein optimaler Handelszeitpunkt nur schwer ermitteln. Stattdessen können Anlegerinnen und Anleger die Volatilität der Auf- und Abschläge überprüfen, die aufschlussreicher ist als der Tagesdurchschnitt. Ein Vergleich dieser Volatilität zwischen ETFs mit ähnlichen Basis-Exposures kann helfen, die Marktdynamik für einen bestimmten Fonds oder eine bestimmte Fondskategorie zu verstehen.
Bei der Bewertung der Liquidität eines ETF sollten Anlegerinnen und Anleger auf Möglichkeiten zur Minimierung möglicher Market-Impact-Kosten achten.5 Das Capital Markets Team eines ETF-Anbieters kann helfen, potenzielle Impact-Kosten zu verstehen und zu steuern und die richtige Strategie zu finden, die Timing und Dringlichkeit einer Transaktion mit der verfügbaren Liquidität in Einklang bringt.
Die Liquidität eines ETF besteht aus mehreren Ebenen.6 Schöpft man alle verfügbaren Quellen aus, können die Market-Impact-Kosten sinken. Nehmen wir als Beispiel einen hypothetischen ETF mit einem relativ geringen Anlagevermögen, der erst vor Kurzem aufgelegt wurde und dessen Handelsvolumen in einigen Märkten weniger als 10.000 US-Dollar beträgt.7 Obwohl das Volumen in unserer Beispielstransaktion dem 28-fachen des durchschnittlichen Tagesvolumens (ADV) des ETF entspricht,8 wird die Order innerhalb der Geld-Brief-Spanne ausgeführt – was man als Erfolg werten kann.
Die unterschiedlichen ETF-Liquiditätsquellen
Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Erträge.
Das Diagramm oben zeigt ein reales Beispiel aus dem Handel eines Vanguard UCITS ETF und dient nur zur Veranschaulichung.
Quelle: Bloomberg. Die Beispieltransaktion wurde am 13. Juni 2022 abgewickelt.
Es ist wichtig zu wissen, dass das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen eines ETF nur die Sekundärmarktliquidität und nicht die Basisliquidität anzeigt. Um bilaterale Transaktionen abzuwickeln, nutzen Market Maker regelmäßig auch die Liquidität der Basiswerte, oft auf „Request-for-Quote“ (RFQ)-Handelsplätzen.9 Im Beispiel oben war die Liquidität der Basiswerte ausschlaggebend für die erfolgreiche Order-Abwicklung.
Wenn das Handelsvolumen eines ETF sein ADV übersteigt, kaufen Market Maker, die als autorisierte Teilnehmer (APs)10 mit Vanguard zusammenarbeiten, ETF-Anteile über den Primärmarkt und verkaufen benchmarkfähige Anleihen. Durch diese Methode werden ETF-Anteile mit den Basiswerten des ETF austauschbar, was die Liquidität auf effiziente Weise erhöht.
Neuere ETFs sind für Liquidität unter Umständen stärker auf den Primärmarkt angewiesen als bestehende Fonds mit höherer Sekundärmarkt-Liquidität. Dies führt nicht zwangsläufig zu schlechten Ergebnissen, sondern bedeutet, dass die ETF-Handelskosten eher den Kosten entsprechen, die im Handel mit den Anleihen anfallen. Um die Kosten zu verstehen, die bei der Ausführung größerer Order anfallen, sollten Anlegerinnen und Anleger diese Liquiditätsmechanismen verstehen und sich gegebenenfalls an das Kapitalmarkt-Team des ETF-Anbieters wenden.
Die Bedeutung jeder einzelnen Kostenkomponente hängt stark von den individuellen Zielen und insbesondere von der Haltedauer und dem Order-Umfang ab, wie das nachstehende Diagramm zeigt. Bei Fragen zu OGAW-ETFs können sich Anlegerinnen und Anleger an das ETF Capital Markets Team von Vanguard unter capitalmarkets@vanguard.co.uk wenden.
Die Bedeutung der ETF-Kostenkomponenten nach Haltedauer und Handelsvolumen.
Quelle: Vanguard. Nur zu Illustrationszwecken.
1 Quelle: Bloomberg, Stand: 31. März 2025.
2 Geld- und Briefkurs sind die Kurse, zu denen Anlegerinnen und Anleger ETF-Anteile verkaufen bzw. kaufen können.
3 Ein Market Maker ist ein Finanzinstitut, das kontinuierlich Wertpapiere, darunter auch ETFs, kauft und verkauft und so Liquidität anbietet. Market Makers sind vor allem dafür verantwortlich, dass Käufer einen Verkäufer und Verkäufer einen Käufer finden, und tragen so zur Stabilität und Effizienz der Märkte bei.
4 Der Nettoinventarwert entspricht dem Gesamtwert der Basiswerte des Fonds abzüglich seiner Verbindlichkeiten, geteilt durch die Anzahl der im Umlauf befindlichen Fondsanteile.
5 Im ETF-Handel bezieht sich der Begriff „Market Impact“ auf die Handelsauswirkungen auf den Kurs eines ETF. Wenn eine große Transaktion ausgeführt wird, kann der Kurs des ETF je nach Richtung und Umfang steigen oder fallen.
6 „Mehrere Liquiditätsebenen“ bezieht sich auf die verschiedenen Mechanismen und Teilnehmer, die zur Gesamtliquidität eines ETF beitragen. Diese unterschiedlichen Liquiditätsquellen können zum effizienten Handel von ETFs ohne signifikante Market-Impact-Kosten beitragen.
7 Ein relativ neuer ETF hat unter Umständen noch kein großes Anlagevermögen, weshalb eine (im Verhältnis zu diesem Anlagevermögen) relativ große Order den Kurs des ETF beeinflussen könnte. Eine ETF-Notierung mit einem relativ geringen täglichen Handelsvolumen von weniger als 10.000 US-Dollar könnte Probleme in Bezug auf Liquidität, Preisstabilität und Order-Ausführung mit sich bringen. ETFs können jedoch an mehreren Börsenplätzen gleichzeitig gehandelt werden.
8 Das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen (ADV) bezieht sich auf die durchschnittliche Anzahl von ETF-Anteilen, die in einem bestimmten Zeitraum gehandelt werden. Das ADV ist eine nützliche Kennzahl für Anlegerinnen und Händler, da sie Aufschluss über die Liquidität und den Handel eines ETF gibt.
9 Bei einem „Request for Quote“-Verfahren, das an den Finanzmärkten und im ETF-Handel gebräuchlich ist, fordern Investoren oder Händler vor der Ausführung einer Transaktion Kurse von einem oder mehreren Marktteilnehmern an, zum Beispiel Market Makern oder Liquiditätsanbietern.
10 Authorised Participants (APs) sind große Finanzinstitute, die Verträge mit ETF-Anbietern abgeschlossen haben und daher ETF-Anteile ausgeben und zurücknehmen können. APs tragen maßgeblich zur Liquidität und Preisstabilität eines ETF bei.
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Wichtige Hinweise zu Anlagerisiken
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