Stimmen aus verschiedenen Nachrichtenclips: Die Inflation ist hoch. Und steigt weiter. Das Pfund in der Tasche ist immer weniger wert. ... vorübergehend, es schrecklich jetzt. Die Zinssätze werden weiter steigen. Die Frage ist: Wie weit?
Erzähler: Die hohe Inflation und die hohen Zinsen der letzten zwei Jahre mögen ungewöhnlich erscheinen ... sind es aber nicht.
Stimme aus Archivaufnahmen: Die Preise stiegen, Lebensmittel und Kleidung wurden teurer.
Erzähler: Hohe Inflation, gefolgt von steigenden Zinsen ... mehrmals.
Joe Davis: Ich erinnere mich, dass ich auf dem Rücksitz des Kombis meiner Eltern saß. Das war Mitte der Siebzigerjahre. Ich weiß noch, wie meine Mutter lange in der Schlange stand. Wir standen an der Tankstelle an. Kraftstoff wurde rationiert. Ich war ein Kind und wusste nicht, was Inflation ist; aber ich erinnere mich, dass ich lange warten musste und dass diese Zeit für meine Eltern schwierig war.
Erzähler: Nach der Finanzkrise des Jahres 2008 und während der Covid-Pandemie haben niedrige Zinsen die Aktienbewertungen in unhaltbare Höhen und die Anleiherenditen auf unvorstellbare Tiefststände getrieben.
Joe Davis: Niedrige Zinsen bedeuten langfristig niedrige erwartete Renditen, weil der Zinseszinseffekt durch höhere Zinsen fehlt, der sich positiv auf ein Portfolio auswirkt.
Erzähler: Insbesondere bei Gütern und an den Arbeitsmärkten kam es zu Störungen bei Angebot und Nachfrage; als sich die Wirtschaft von dem Pandemieschock erholte, stieg die Inflation dann auf den höchsten Stand seit Jahrzehnten.
Um die Inflation zu bekämpfen, haben die Zentralbanken der Industrieländer die kurzfristigen Zinssätze erhöht. Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht gewonnen, wir sind jedoch zuversichtlich, auch wenn darfür möglicherweise eine Rezession notwendig sein wird.
Wenn die Inflation die Zielmarken der Zentralbanken erreicht, dürften auch die zyklischen Zinsen wieder sinken; die Tiefststände, an die wir uns zuletzt gewöhnt hatten, werden sie jedoch kaum erreichen.
Joe Davis: Wir erleben das nicht zum ersten Mal. Ein solches Marktumfeld haben wir in den letzten drei Jahrhunderten schon öfter erlebt. Ich denke, die Geschichte wird zeigen, dass die letzten zehn Jahre die Ausnahme waren und nicht die Regel.
Erzähler: Vanguard erwartet in den kommenden Jahren anhaltend hohe strukturelle Zinsen. Wir schätzen, dass der neutrale Zinssatz, höher sein wird, als in der nahen Vergangenheit. Der neutrale Zinssatz ist ein theoretischer Gleichgewichtszinssatz, der eine Wirtschaft weder ankurbelt noch bremst.,.
Nach unserer Schätzung ist der reale, inflationsbereinigte neutrale Zinssatz heute um etwa einen Prozentpunkt höher als in den Jahren nach der Weltfinanzkrise. Höhere Zinsen haben weitreichende Auswirkungen auf Wirtschaft und Märkte.
Joe Davis: Mit Nachdruck sei gesagt: Anleihen sind wieder attraktiv. Ein Anleiheportfolio wird die Inflationsrate mit hoher Wahrscheinlichkeit übertreffen, egal wie hoch die Inflation in den nächsten zehn Jahren sein wird.
An den Aktienmärkten wirken die hohen Zinsen unterschiedlich. Langfristig sind sie bei jeder Anlage positiv, weil sie durch den Zinseszinseffekt in Ihrem Portfolio höhere Renditen erwarten lassen.
Doch es gibt eine Einschränkung: Wegen der höheren Zinsen sind Aktien unter sonst gleichen Bedingungen heute etwas teurer als sie es andernfalls wären. Mit anderen Worten: No pain, no gain.
Erzähler: Höhere Zinssätze mögen für Kreditnehmer eine schlechte Nachricht sein, aber sie sind gut für Sparer und Anleger mit diversifiziertem Portfolio. Das ist die Rückkehr zu positiven Realzinsen.
Joe Davis: Wir sprechen von positiven Realzinsen, wenn die Zinsen über der Inflationsrate liegen. In der Vergangenheit war das meistens der Fall, in den letzten 15 Jahren jedoch nicht. Daher ist die Rückkehr zu positiven Realzinsen aus meiner Sicht die beste Finanzmarktentwicklung der vergangenen 20 Jahre.