"Da währungsgesicherte globale Anleihen Risiken diversifizieren können, werden sie langfristig und dauerhaft Kernbestandteil eines Multi-Asset-Portfolios bleiben."

Viktor Nossek

Head of Investment and Product Analytics, Vanguard, Europe

  • Das Ausmaß der Verluste am Anleihemarkt des vergangenen Jahres kann besorgniserregend wirken.
  • Diese Verluste sollten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Anleihen die Volatilität eines Portfolios reduzieren können – und genau das ist ihre Aufgabe.
  • Da währungsgesicherte globale Anleihen Risiken diversifizieren können, werden sie langfristig und dauerhaft Kernbestandteil eines Multi-Asset-Portfolios bleiben.

 

Steigende Inflation und aggressive Zinserhöhungen haben 2022 sowohl Aktien als auch Investment Grade-Anleihen erheblich belastet, auch vor währungsgesicherten globalen Anleihen machte die Verkaufswelle nicht halt.1

Das Ausmaß der Kursrückgänge an den Anleihemärkten des vergangenen Jahres kann alarmierend erscheinen, zumal die Maximalverluste (im Englischen als Maximum Drawdown bezeichnet) währungsgesicherter globaler Anleihen im Jahr 2022 ähnlich hoch waren wie die anderer Assetklassen, die eigentlich als riskanter und volatiler gelten als Anleihen.2 Diese Verluste sollten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Anleihen die Volatilität eines Portfolios reduzieren können – und genau das ist ihre Aufgabe.

Nach dem Anstieg kam der Fall

Vor 15 Jahren haben die großen Zentralbanken mit außergewöhnlichen geldpolitischen Maßnahmen auf die Finanzkrise reagiert und so dazu beigetragen, dass die Effektivzinsen von Anleihen entlang der gesamten Zinskurve auf historische Tiefststände gesunken sind. Von dieser expansiven Geldpolitik haben nicht nur Anleihen mit Investment Grade-Rating profitiert, sondern auch riskantere Assetklassen.

Staaten und Unternehmen haben die niedrigen Zinsen genutzt und Tilgungszahlungen aufgeschoben, indem sie Anleihen mit extrem langen Laufzeiten begeben haben. Auf der Suche nach Rendite haben Anlegerinnen und Anleger ihrerseits in immer riskantere Anleihen mit immer längerer Laufzeit investiert. Die Folge: Das Durationsrisiko – die Zinssensitivität einer Anleihe, die sich unter anderem aus Rendite, Kupon und Laufzeit ergibt – ist kontinuierlich gestiegen (siehe Grafik).

Das Durationsrisiko ist kontinuierlich gestiegen – und dann rasant gefallen

Quelle: Bloomberg, Vanguard. Anleihen in Euro, dargestellt durch den Bloomberg Euro Aggregate Index. Daten für den Zeitraum vom 31. Dezember 1996 bis zum 28. Februar 2023.

2022 kam es in der Geldpolitik zu einem abrupten Kurswechsel: Die Zentralbanken ließen ihre Anleihekaufprogramme auslaufen und hoben die Zinsen an. Dadurch sank auch das Durationsrisiko, die Renditen stiegen in allen Segmenten der Anleihemärkte. An den Anleihemärkten führte diese Entwicklung zu Verlusten, wie Anlegerinnen und Anleger sie normalerweise nur von Aktien gewohnt sind. In den meisten Investment Grade-Marktsegmenten sowie in den meisten anderen bedeutenden Assetklassen waren die Maximalverluste zweistellig, und globale Anleihen waren keine Ausnahme.

Man sollte dabei jedoch bedenken, dass das Durationsrisiko jetzt deutlich niedriger (und die Leitzinsen wesentlich höher) ist als in den letzten Jahren, weshalb das Risiko ähnlich großer Kursverluste globaler Anleihen heute geringer ist.3

Wer ausschließlich auf die Verluste von Anleihen achtet, verliert zudem schnell aus dem Blick, welche Kernfunktion Anleihen in einem Portfolio eigentlich erfüllen: Die meisten Anlegerinnen und Anleger investieren nicht nur in Anleihen, sondern auch in andere Assetklassen; ihnen geht es nicht nur um Rendite, sondern auch um die volatilitätsreduzierenden Eigenschaften von Anleihen.

Der Maximum Drawdown zeigt eher die Auswirkungen von Ereignissen mit geringer Wahrscheinlichkeit an. Aus unserer Sicht ist daher die Volatilität, die durch die annualisierte Standardabweichung angegeben wird, ein besseres Maß für diejenigen Risiken, mit denen langfristige Anlegerinnen und Anleger tatsächlich konfrontiert sind.

Und gemessen an der Volatilität gehörten währungsgesicherte globale Anleihen zu den wirksamsten Instrumenten, um die Turbulenzen des Jahres 2022 zu überstehen und die Volatilität eines Multi-Asset-Portfolios zu senken. Die nachstehende Tabelle zeigt die Volatilität und den Maximum Drawdown verschiedener Assetklassen des Jahres 2022 an.

2022 war für viele Assetklassen ein riskantes Jahr

Assetklasse

Volatilität

Max. Drawdown

Rohstoffe

26,41%

-17,30%

Aktien Welt

15,75%

-16,68%

Anleihen Welt (nicht währungsgesichert)

7,91%

-11,25%

Anleihen Welt (währungsgesichert)

5,77%

-15,13%

Quelle: Bloomberg, Vanguard. Daten für den Zeitraum vom 31. Dezember 2021 bis zum 30. Dezember 2022. Die Volatilität wird als annualisierte Standardabweichung angegeben. Umrechnungen auf Jahresbasis auf Grundlage wöchentlicher Gesamtrendite. Für die einzelnen Assetklassen werden die folgenden Benchmarks (in Klammern) verwendet: Rohstoffe (Bloomberg Commodity Index Total Return); Aktien Welt (MSCI ACWI Net Total Return Index); Anleihen Welt (Bloomberg Global-Aggregate Total Return Index); Anleihen Welt, abgesichert in Euro (Bloomberg Global-Aggregate Total Return Index Hedged EUR).

Bewertet man Assetklassen nach ihrer Volatilität, gibt es zur Reduzierung des Portfoliorisikos aus unserer Sicht nur wenige sinnvolle Alternativen zu einer diversifizierten und währungsgesicherten globalen Anleiheallokation.

Nicht nur besteht dieses Anlageuniversum aus knapp 30.000 Wertpapieren;4 globale Anleihen gehörten im Jahr 2022 auch zu den Assetklassen mit der niedrigsten Volatilität.

Im Jahr 2022 lag die Volatilität währungsgesicherter globaler Anleihen bei 5,77% und damit deutlich unter der Volatilität globaler Aktien (15,75%), die viele Anlegerinnen und Anleger mit globalen Anleihen absichern wollen. Die Volatilität eines diversifizierten Rohstoff-Exposure5 lag sogar bei 26,41%.

Ein Grund für die vergleichsweise niedrige Volatilität globaler Anleihen in einem ansonsten turbulenten Marktumfeld liegt in der globalen Diversifizierung lokaler Anleihemärkte, denn einzelne Zentralbanken haben im Jahr 2022 unterschiedlich auf die Inflations- und Wachstumsprognosen ihrer jeweiligen Märkte reagiert.

Warum man Währungsrisiken globaler Anleihen absichern sollte

Auch die Absicherung der Währungsrisiken globaler Anleihen trug zu der Volatilitätsminderung globaler Anleiheportfolios bei – und ist angesichts der relativ hohen Volatilität von Währungen (insbesondere Währungen mit hoher Korrelation zu ihrem jeweiligen Anleihemarkt) von großer Bedeutung.

Währungsgesicherte globale Anleihen hatten mit 5,77% eine deutlich niedrigere Volatilität als ungesicherte Anleihen (7,91%).

Wechselkursschwankungen können die Volatilität von Anleihen in Fremdwährung erhöhen, wenn diese in die eigene Landeswährung umgerechnet wird. Wenn beispielsweise eine Fremdwährung gegenüber der eigenen Währung abwertet, während gleichzeitig die Anleihekurse an dem entsprechenden Auslandsmarkt fallen, steigen die Verluste. Durch Absicherung internationaler Anleihen gegenüber der eigenen Währung können Anlegerinnen und Anlegern die Volatilität ihrer Portfolios reduzieren und gleichzeitig ihre Rendite erhalten.

Nach den Turbulenzen des vergangenen Jahres erwarten wir 2023 ein günstigeres Marktumfeld. Und da währungsgesicherte globale Anleihen Risiken diversifizieren können, werden sie langfristig und dauerhaft Kernbestandteil eines Multi-Asset-Portfolios bleiben.

 

1 Quelle: Bloomberg, 31. Dezember 2021 bis 30. Dezember 2022. Die Wertentwicklung globaler währungsgesicherter Anleihen wird gemessen am Bloomberg Global-Aggregate Total Return Index Hedged EUR, der zwischen dem 31. Dezember 2021 und dem 30. Dezember 2022 eine Rendite von -13,27% abgeworfen hat.

2 Quelle: Bloomberg, 31. Dezember 2021 bis 30. Dezember 2022. Zwischen dem 31. Dezember 2021 und dem 30. Dezember 2022 betrug der Maximum Drawdown von globalen in Euro abgesicherten Anleihen (dargestellt durch den Bloomberg Global-Aggregate Total Return Index Hedged EUR), Rohstoffen (dargestellt durch den Bloomberg Commodity Index Total Return) und globalen Aktien (dargestellt durch den MSCI ACWI Net Total Return Index) jeweils -15,13%, -17,30% und -16,68%.

3 Quelle: Vanguard.

4 Quelle: Bloomberg; Stand: 20. März 2023. Der Bloomberg Global Aggregate Float Adjusted and Scaled Index in EUR bestand per 28. Februar 2023 aus 29.211 Anleihen.

5 Quelle: Bloomberg, 31. Dezember 2021 bis 30. Dezember 2022. Für die einzelnen Assetklassen werden die folgenden Benchmarks (in Klammern) verwendet: Rohstoffe (Bloomberg Commodity Index Total Return); Aktien Welt (MSCI ACWI Net Total Return Index); Anleihen Welt, abgesichert in Euro (Bloomberg Global-Aggregate Total Return Index Hedged EUR).

 

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