„Die Aufschlüsselung der Marktkapitalisierung in Growth- und Value-Aktien fällt je nach Indexanbieter sehr unterschiedlich aus. Diese Inkohärenz kann zu erheblichen Abweichungen in der Wertentwicklung eines Portfolios und zu höherer Volatilität führen.”
Equity Index Senior Investment Product Manager
Immer mehr Anlegerinnen und Finanzberater strukturieren Portfolios aus mehreren Indexfonds oder -ETFs, die auf individuelle Ziele abgestimmt sind.
Ein solches Multi-Fonds-Portfolio bietet zwar viele Vorteile, birgt aber auch ein Risiko, das nicht sofort ersichtlich ist: Verschiedene Indexanbieter bauen Indizes nach unterschiedlichen Regeln auf, was zu erheblichen Abweichungen von Benchmark-Exposures führen kann. Eine mögliche unbeabsichtigte Folge dieser Multi-Fonds-Strategie ist höhere Portfoliovolatilität, die auch die Rendite beeinflussen kann. Bevor man Indizes unterschiedlicher Anbieter miteinander kombiniert, sollte man daher auf die Nuancen im Indexaufbau achten.
Das Problem der Methodikunterschiede ist oft unsichtbar – bis es an den Märkten zu Volatilitätsausschlägen kommt. Dann stellen Anlegerinnen und Anleger womöglich fest, dass ihr Portfolio riskanter ist als der Markt oder als ursprünglich beabsichtigt.
Die Ursache dieses Risikos liegt in den Kriterien, nach denen Indexanbieter Aktien klassifizieren. Denn jeder Indexanbieter folgt dabei eigenen Regeln. Ein Vergleich zwischen den drei bekannten US-Indexanbietern Standard and Poor's (S&P), Russell und CRSP (Centre for Research in Security Prices1) verdeutlicht, wie groß diese Unterschiede sein können. Beispielsweise kategorisieren S&P, Russell und CRSP 46% des Large-Cap-Aktienuniversums unterschiedlich.
Growth oder Value? Das entscheidet jeder Anbieter selbst.
Quelle: Vanguard auf Grundlage von Morningstar-Daten; Stand: 30. April 2025.
Alle drei Anbieter berechnen den Value-Faktor von Aktien anhand des Kurs-Buchwert-Verhältnisses, allerdings weichen ihre Modelle danach deutlich voneinander ab: CRSP verwendet insgesamt zehn Faktoren, S&P sechs und Russell nur drei. CRSP klassifiziert zudem jede Aktie entweder als „Growth“ oder „Value“, S&P und Russell können dagegen eine Teilmenge von Unternehmen beiden Kategorien zuordnen.
Das Ergebnis: Der Anteil von Growth- und Value-Aktien an der Gesamtmarktkapitalisierung variiert je nach Indexanbieter deutlich. Diese Inkohärenz kann zu erheblichen Abweichungen in der Wertentwicklung des Portfolios und höherer Volatilität führen.
Unterschiede in der Methodik führen zu verschiedenen Abbildungen der Marktkapitalisierungssegmente. CRSP unterteilt seine Indizes nach prozentualer Verteilung in Large, Mid und Small Caps, sodass zum Beispiel Large Caps 85% der Marktkapitalisierung ausmachen. S&P und Russell nutzen dagegen statische Zahlen und ordnen zum Beispiel die größten eintausend Aktien dem Large-Cap-Segment zu. Auf diese Weise kommt der Russell 1000 auf eine Marktabdeckung von 94%, der S&P 500 auf 87,5%.2
Diese Unterschiede haben Folgewirkungen. Die prozentuale Aufteilung der Marktkapitalisierung kann in statischen Aktienindizes schwanken, zudem weist die Indexmethodik von S&P mehrere besondere Merkmale auf: S&P filtert das Aktienuniversum nach Qualität und schließt Unternehmen aus, die nicht über vier aufeinander folgende Quartale Gewinne ausweisen. Das letzte Wort über eine Indexaufnahme hat ein Ausschuss, was die Entscheidung subjektiver macht als in den Indizes der anderen Anbieter.
Die Marktkapitalisierungssegmente der einzelnen Anbieter unterscheiden sich daher erheblich voneinander.
Hinweis: CRSP und Russell fassen Mega Caps und Mid Caps in einer Kategorie zusammen, die beide als „Large Caps“ bezeichnen.
Quelle: Berechnungen von Vanguard unter Verwendung von FactSet-Daten; Stand: 1. März 2025.
Indexfonds als Portfoliobausteine haben viele Vorteile und können zum Beispiel helfen, ein bestehendes Portfolio flexibel zu optimieren, oder die Umsetzung einer gewollten Übergewichtung von Growth- oder Value-Aktien erleichtern. Eine Mischung aus Indizes verschiedener Anbieter kann jedoch das Exposure auf bestimmte Risikofaktoren, den Tracking Error und die Portfoliovolatilität erhöhen – was sich auch auf die Rendite auswirken kann.
Beraterinnen und Berater können unbeabsichtigte aktive Risiken vermeiden, wenn sie die Nuancen der Indexmethodik kennen und verstehen, wie sich verschiedene Fonds zueinander verhalten. Der Fondsname oder die Klassifizierung sind dabei nur der Anfang – der Small-Cap-Index eines Anbieters kann überraschend viele Unternehmen enthalten, die ein anderer Anbieter als Large-Cap-Unternehmen einstuft.
Um das Potenzial der Märkte optimal auszuschöpfen, sollten Anlegerinnen und Anleger die Kompromisse genau abwägen, die sie mit der Verwendung von Indizes verschiedener Indexfamilien eingehen. Und wenn sie dies vor einer Anlageentscheidung tun, vermeiden sie unnötige Steuern, die bei der Umstrukturierung bestehender Portfolios anfallen können. Eine Möglichkeit: Man hält sich einfach an die Indizes eines einzigen Indexanbieters.
Indexfonds und -ETFs können erstklassige, flexible Portfoliobausteine sein. Sorgfältige Indexauswahl unter dem Gesichtspunkt, ob sich verschiedene Indizes ergänzen und zur Umsetzung der eigenen Ziele beitragen, ist dabei für Anlageerfolg von großer Bedeutung.
1 Eine Tochtergesellschaft der University of Chicago.
2 Berechnungen von Vanguard unter Verwendung von Daten von FactSet; Stand: 1. März 2025. Die prozentuale Aufteilung der Marktkapitalisierung kann in statischen Aktienindizes wie denen von Russell und S&P schwanken.
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