Europäische Unternehmen haben in der abgelaufenen Berichtssaison gute Ergebnisse vorgelegt: Obwohl viele Unternehmen aufgrund der Inflation ihre Preise erhöht haben, blieben die Auftragseingänge ebenso robust wie die Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher.1
Ein Grund für die unerwartet guten Zahlen war die Tatsache, dass viele Emittenten höhere Energie- und Grundstoffkosten weitergeben konnten. Vor allem zyklische Konsumgüter überraschten,2 doch auch Automobilwerte, die von einem Rückgang der pandemiebedingten Lieferengpässe profitierten, konnten die Prognosen übertreffen; viele Hersteller wiesen steigende Absatzzahlen bei hoher Preissetzungsmacht und solidem kurzfristigen Auftragsbestand aus.
Der Jahresauftakt war also positiv, doch die Gewinnprognosen für die Zukunft sind weniger optimistisch: Viele Emittenten erwarten eine Konjunkturabkühlung. Im Finanzsektor deuten bescheidenere Prognosen darauf hin, dass die Gewinne ihren Höhepunkt wahrscheinlich erreicht haben, zumal die Bankenkrise der vergangenen Monate und die wachsende Sorge um eine mögliche Verschlechterung der Asset-Qualität (insbesondere im gewerblichen Immobiliensektor) bereits jetzt die Ergebnisse der Finanzinstitute belasten – ein Trend, der sich bis zum Jahresende noch verstärken dürfte.
Grundsätzlich erwarten wir in den nächsten Monaten stabile Fundamentaldaten in den meisten Sektoren. Unsere Prognose für das Jahresende sowie das Jahr 2024 bleibt jedoch ungewiss und hängt weitgehend davon ab, ob die Auswirkungen der strafferen Geldpolitik und die nachlassende Konjunktur die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen.
Was passiert bei einer Rezession?
Wir sehen inzwischen erste Anzeichen für eine Entkopplung von Wirtschafts- und Vermögenspreiserwartungen, da unerwartet gute Wirtschaftsdaten die Märkte beeinflussten und dadurch die Angst geschürt wurde, dass die Zentralbanken im Kampf gegen die Inflation die Zinsen weiter anheben müssen – selbst auf die Gefahr hin, die Wirtschaft dabei in eine Rezession zu stürzen. An den Unternehmensanleihekursen lässt sich bereits ablesen, dass die Märkte höhere Zinsen und einen Konjunkturrückgang erwarten:3 Weil sie befürchten, dass die Rezession früher eintreten und tiefer ausfallen könnte als bisher erwartet, verlangen Anlegerinnen und Anleger höheren Renditen für Bankanleihen.4
Sollte die Wirtschaft tatsächlich in eine Rezession rutschen, erwarten wir größere Verwerfungen an den Unternehmensanleihemärkten und steigende Kreditrisikoaufschläge, insbesondere am unteren Ende des Ratingspektrums. Aktuell sehen wir keine signifikanten Abweichungen zwischen zyklischen bzw. wachstumssensiblen Sektoren auf der einen und nicht-zyklischen Sektoren auf der anderen Seite. Allerdings dürfte die Streuung zunehmen, wenn Anlegerinnen und Anleger in einer Rezession höhere Aufschläge für Anleihen verlangen, die stärker auf einen Abschwung reagieren.
Bottom-up-Wertpapierauswahl
Vor dem Hintergrund dieser Unsicherheit empfehlen wir aktiven Anlegerinnen und Anlegern eine Kernallokation aus risikoarmen Unternehmensanleihen, die eine globale Konjunkturabkühlung besser überstehen können. Fundamentalanalyse und ein robuster Prozess in der Wertpapierauswahl tragen in Zeiten höherer Volatilität ebenfalls zur Begrenzung von Verlustrisiken bei.
In Phasen hoher Volatilität hat eine Bottom-up-Wertpapierauswahl klare Vorteile, denn sie bietet Anlegerinnen und Anlegern ein diversifiziertes Exposure, mit dem sie Schocks in einem turbulenten Marktumfeld besser abfedern können.
Die richtige Strategie für ein volatiles Marktumfeld: Disziplin
Veränderungen im wirtschaftlichen Umfeld sind bekanntermaßen kaum rechtzeitig zu erkennen und stellen selbst erfahrene Fondsmanagerinnen und -manager vor Herausforderungen – vor allem deswegen, weil die Erfolgswahrscheinlichkeit direktionaler Wetten in einem dynamischen Markt noch geringer ist als sonst.
Die Abweichungen zwischen Gewinn- und Wirtschaftsprognosen, die wir aktuell beobachten, machen einmal mehr deutlich, wie schwierig es ist, die Marktentwicklung vorherzusagen. Umso mehr können aktive Anlegerinnen und Anleger von einer diversifizierten Core Fixed Income-Allokation auf Grundlage robuster Anleiheauswahl profitieren, mit der sie für alle Zukunftsszenarien gut aufgestellt sind.
Unsere aktiven, intern gemanagten Anleihefonds
Vanguard Emerging Markets Bond Fund
Vanguard Global Credit Bond Fund
Hinweise:
1 Quelle: Vanguard.
2 „Überraschen“ bedeutet, dass die Gewinne über den Erwartungen der Analystinnen und Analysten lagen.
3 Quelle: Vanguard.
4 Quelle: Vanguard.