Kommentar von Greg Davis, Vanguard Chief Investment Officer
Die Ereignisse in der Ukraine kosten viele Menschen das Leben und verursachen unermessliches Leid. Die wirtschaftlichen Reaktionen, einschließlich Sanktionen, haben zu Marktturbulenzen und Besorgnis darüber geführt, was wohl als nächstes kommen mag. Eine emotionale Reaktion ist daher natürlich.
Doch bei Kapitalanlagen widersteht man besten dem Drang, sofort zu handeln. Das ist nicht einfach. Doch in einer Situation wie dieser empfehlen wir Anlegern, sich für das Kommende zu wappnen und zu versuchen, Emotionen aus Anlageentscheidungen herauszuhalten.
Vanguard hat mehr als zwei Dutzend geopolitische Ereignisse der letzten 60 Jahre untersucht, die zum Teil die Märkte in große Aufruhr versetzt haben. So wollen wir eine gewisse Perspektive zu bieten, wie die Finanzmärkte in den kommenden Wochen und Monaten reagieren könnten.
Geopolitische Verkaufswellen waren häufig von kurzer Dauer

Hinweise: Die Renditen basieren bis 1963 auf dem Dow Jones Industrial Average und danach auf dem Standard & Poor's 500. Alle Renditen sind Kursrenditen, ausgedrückt in US-Dollar, und beinhalten keine Investitionskosten. Nicht dargestellt, aber in den Durchschnittswerten enthalten sind Renditen nach den folgenden Ereignissen: Suez-Krise (1956), Bau der Berliner Mauer (1961), Ermordung von Präsident Kennedy (1963), Genehmigung militärischer Operationen in Vietnam (1964), Sechstagekrieg zwischen arabischen Staaten und Israel (1967), Krieg zwischen Israel und arabischen Staaten/Ölembargo (1973), Exil des Schahs von Persien (1979), Einmarsch der USA in Grenada (1983), Bombardierung von Libyen durch die USA (1986), Erster Golfkrieg (1990), Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Clinton (1998), Bombardierungen im Kosovo (1999), Anschläge vom 11. September (2001), Intervention mehrerer Streitkräfte in Libyen (2011), Intervention der USA gegen die ISIS in Syrien (2014) und Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Trump (2019 und 2021).
Quellen: Vanguard-Berechnungen, per 31. Dezember 2021, anhand von Daten von Refinitiv.
Wie die Abbildung zeigt, dauerte es nicht lange, bis sich die Aktienmärkte von den ersten Verkaufswellen infolge geopolitischer Ereignisse erholten. Dennoch hätten wir bei Beginn dieser historischen Verkaufswellen keine derart schnellen Erholungen vorhergesagt. Wir sagen nun auch nicht vorher, dass die Märkte schnelllebige Entwicklungen im Zusammenhang mit der Ukraine verdauen. Wir wollen vielmehr, dass sich Anleger der Risiken bewusst bleiben.
Eine neue Herausforderung für Märkte und Politiker
Die Inflation, die sich bereits auf seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr beobachteten Höchstständen bewegt, könnte noch weiter klettern, über die vorherigen Erwartungen von Vanguard hinaus, da immer noch Engpässe bei der Versorgung mit Gütern aus der Region bestehen. Höhere Energiepreise und ein potenziell schwierigeres Geschäftsumfeld aufgrund des Konflikts könnten das Wirtschaftswachstum und die Unternehmensgewinne belasten. Infolgedessen sind kurzfristig negative Reaktionen der Aktienmärkte möglich.
In unseren wirtschaftlichen und marktwirtschaftlichen Aussichten für 2022 erörterten wir die von uns erwarteten Herausforderungen für Politiker, die die nach wie vor fragile Erholung der Wirtschaft nach Covid-19 fördern und eine beunruhigende Inflation aufhalten wollen. Die unsicheren Ereignisse in der Ukraine machen das politische Kalkül noch problematischer, als dies ohnehin der Fall war. Dies gilt insbesondere für Zinsmaßnahmen der Zentralbanken.
In jedem Fall werden die Märkte die Entschlossenheit von Anlegern wieder einmal auf die Probe stellen. Ein solches Umfeld könnte Anleger dazu veranlassen, wohl durchdachte Asset-Allokationen aufzugeben und sich im Market Timing zu versuchen, also nicht nur den richtigen Zeitpunkt für den Ausstieg, sondern auch für einen Wiedereinstieg zu erwischen.
Stattdessen empfehlen wir Beratern, ihre Kunden bei der Wahrung von Disziplin zu unterstützen und sich auf das zu konzentrieren, was sie kontrollieren können: Das ist einer der Grundsätze von Vanguard für erfolgreiches Investieren. Sie sorgen dafür, dass Anleger langfristig Oberwasser haben.
Geopolitische Verkaufswellen sind in der Regel nur von kurzer Dauer
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