Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Aktuelle Wirtschaftsdaten bestätigen uns in unserer Einschätzung, dass die Zinsen in den USA in diesem Jahr voraussichtlich nicht mehr sinken werden.
  • Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Zinsen stabil gehalten, jedoch deutlicher als bisher eine mögliche Zinssenkung im Juni angekündigt.
  • In Großbritannien könnten moderateres Lohnwachstum und positive Inflationsdaten die Voraussetzungen für Zinssenkungen im Sommer schaffen.
  • Die chinesische Wirtschaft ist gut ins Jahr gestartet, allerdings bestehen Zweifel, ob sie das Tempo durchhalten kann. 

Vor dem Hintergrund der überraschend robusten Weltwirtschaft hielten die Zentralbanken der wichtigsten Industrieländer ihre Zinsen im April stabil, allerdings zeichnen sich Divergenzen ab.

USA

Im März haben wir unsere Wachstumsprognosen für das laufende Jahr revidiert, und inzwischen scheinen auch Wirtschaftsdaten unsere Einschätzung zu bestätigen, dass die US-Notenbank (Fed) wegen des robusten Wachstums auf Zinssenkungen noch in diesem Jahr verzichten dürfte. Die aktuellen Inflations- und Arbeitsmarktdaten deuten darauf hin, dass sich die guten Zahlen vom Jahresanfang fortsetzen könnten und die Wirtschaft weiterhin deutlich wächst. 

Die Märkte hatten eigentlich Zinssenkungen im Juni eingepreist, haben ihre Erwartungen jedoch nach den Inflationszahlen vom März (gemessen am Verbraucherpreisindex) angepasst: Die 12-Monats-Kerninflation (ohne die volatileren Lebensmittel- und Energiepreise) lag mit 3,8% über den Erwartungen, die Gesamtinflation stieg auf 3,5%.

Das Bruttoinlandsprodukt ist nach einer endgültigen Schätzung des US Bureau of Economic Analysis im vierten Quartal mit einer Jahresrate von 3,4% gewachsen und konnte damit die zweite Schätzung geringfügig übertreffen. Wir haben unsere Prognose für dieses Jahr deutlich von 0,5 auf 2,0% angehoben. 

Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor robust: Im März haben Staat und Privatwirtschaft außerhalb der Landwirtschaft 303.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, die Arbeitslosenquote sank im März von 3,9 auf 3,8% und dürfte bis Jahresende nur geringfügig auf etwa 4% ansteigen. 

Euroraum

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Zinsen stabil bei 4% gehalten, jedoch deutlicher als bisher eine mögliche Zinssenkung im Juni in Aussicht gestellt.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte, die EZB orientiere sich bei ihren Zinsentscheidungen an Daten und sei nicht von der Fed abhängig. Damit spielte Lagarde auf das Risiko an, dass andere Zentralbanken dem Kurs der Fed folgen könnten, sollte die US-Notenbank ihre Zinsen stabil halten.

Die Wirtschaft des Euroraums könnte im vierten Quartal 2023 die Talsohle erreicht haben: Im ersten Quartal des neuen Jahres zog die Konjunktur leicht an, die Realeinkommen sind dank rückläufiger Inflation gestiegen und die Finanzierungskosten gesunken. Die Wirtschaftsleistung blieb im vierten Quartal unverändert, weshalb der Euroraum eine Rezession vermeiden konnte. Wegen der anhaltend restriktiven Geld- und Fiskalpolitik und der Nachwirkungen der europäischen Energiekrise rechnen wir für das gesamte Jahr allerdings weiterhin mit einer unterdurchschnittlichen Wachstumsrate von 0,5 bis 1%.

Die 12-Monats-Gesamtinflation ist in den zwölf Monaten bis März von 2,6 auf 2,4% gefallen, die Kerninflation (ohne die Preise für Lebensmittel, Energie, Alkohol und Tabak) ging von 3,1 auf 2,9% zurück. Bis September dürfte die Gesamtinflation auf 2% sinken, die Kerninflation sollte dieses Ziel im Dezember erreichen.

Die Arbeitslosenquote für Januar wurde auf 6,5% nach oben korrigiert und lag im Februar ebenfalls auf diesem Niveau, woran sich nach unserer Einschätzung bis Jahresende wenig ändern dürfte. 

Großbritannien

In Großbritannien könnten anhaltend moderates Lohnwachstum und positive Inflationsdaten die Voraussetzungen für Zinssenkungen im Sommer schaffen: Nach Angaben des Office for National Statistics (ONS) ging der Anstieg der Durchschnittsgehälter (ohne Zulagen) in den drei Monaten von Dezember bis Februar auf 6% zurück und war damit bereits im sechsten Monat in Folge rückläufig.

Die 12-Monats-Gesamtinflation fiel im März von 3,4 auf 3,2%, die Kerninflation (ohne die Preise für Lebensmittel, Energie, Alkohol und Tabak) ging von 4,5 auf 4,2% zurück. Zudem sollte ein Rückgang des Höchstpreises, den die Energieversorger für eine Energieeinheit verlangen können, die Gesamtinflation weiter drücken. Bis Ende 2024 rechnen wir mit einer Gesamt- und Kerninflationsrate von unter 2% bzw. rund 2,6%.

Die guten Lohn- und Inflationsdaten bestärken uns außerdem in unserer Einschätzung, dass die Bank of England (BoE) die Zinsen ab August mehrfach auf 4,25% bis Jahresende senken wird. Das Monetary Policy Committee der BoE schlug im März deutlich expansive Töne an und hat ihren Leitzins den fünften Monat in Folge stabil bei 5,25% gehalten.

Konjunkturdaten für Januar und Februar deuten darauf hin, dass sich die britische Wirtschaft von einer kurzen Rezession in der zweiten Jahreshälfte 2023 erholt: Dank allmählich steigender Realeinkommen und günstigerer Finanzierungskonditionen wuchs die Wirtschaftsleistung im Februar um 0,1%, die Januar-Zahlen wurden auf +0,3% revidiert. Dennoch haben wir unsere Prognose für das laufende Jahr zuletzt von 0,5 bis 1% auf rund 0,3% nach unten korrigiert. 

China

Die chinesische Wirtschaft ist offenbar gut ins Jahr gestartet, allerdings bestehen Zweifel, ob sie das Tempo auch in der zweiten Jahreshälfte durchhalten kann.

Nach 1,6% im vierten Quartal 2020 hat China für das erste Quartal 2024 ein Plus von 5,3% ausgewiesen (ggü. Vorjahr) und konnte damit die Erwartungen gegenüber dem ersten Quartal 2023 übertreffen, als die Wirtschaft dank dem Ende der Covid-Lockdowns deutlich gewachsen ist.

Allerdings gaben die Daten im März nach: Die Industrieproduktion ging um 0,08% zurück und auch die Einzelhandelsumsätze, die im ersten Quartal um 4,7% gestiegen waren, wuchsen im März um nur 3,1% gegenüber dem Vorjahr und lediglich 0,26% gegenüber dem Vormonat.

Die strukturellen Ungleichgewichte in der chinesischen Wirtschaft dürften bestehen bleiben, zumal die Regierung Investitionen und der Modernisierung des verarbeitenden Gewerbes Vorrang gegenüber direkteren Impulsen zur Steigerung der Konsumausgaben einräumt. Die daraus resultierenden Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage dürften den Deflationsdruck weiter verstärken.

Die aktuellen Inflationsdaten unterstreichen eine anhaltend deflationäre Tendenz, die das Ergebnis schwacher Nachfrage ist. Die Verbraucherpreise, die im Februar aufgrund der Neujahrsfeiern um 1% gestiegen waren, gingen im März wieder um 1% zurück (jeweils ggü. Vormonat).

Die People‘s Bank of China (PBOC) hat ihren einjährigen Leitzins für mittelfristige Kredite im April stabil bei 2,5% gehalten. Wir gehen davon aus, dass die PBoC im Kampf gegen die Deflation ihren Leitzins bis Jahresende von 2,5 auf 2,2% senken und die Mindestreservesätze der Banken reduzieren wird. 

Diese Angaben entsprechen der internen Einschätzung des Global Economics and Markets Team der Vanguard Investment Strategy Group (ISG) per 17. April 2024. 

Renditeausblick

Nach der letzten Auswertung des Vanguard Capital Markets Model® (VCMM) haben wir unseren 10-Jahres-Ausblick für wichtige Märkte mit Daten per 31. Dezember 2023 aktualisiert.

In den kommenden zehn Jahren erwarten wir die nachstehenden Nominalrenditen (jeweils in Landeswährung der Anlegerinnen und Anlegern in den entsprechenden Wirtschaftsräumen).1

1 Die Zahlen beruhen auf einer Bereichsleiste mit einer Genauigkeit von zwei Punkten für Aktien bzw. einem Punkt für Anleihen (jeweils um das 50. Perzentil). Die Zahlen in Klammern geben die Median-Volatilität an.

 

Vanguard V

Vanguard 360 Jahresevent

Mit hochkarätigen Experten diskutierten wir wieder die Zukunft der Finanzberatung. Schauen Sie sich jetzt die Aufzeichnung an.

Vanguard V

WICHTIGER HINWEIS: Die Prognosen sowie andere Informationen, die von dem Vanguard Capital Markets Model® generiert werden und die Wahrscheinlichkeit verschiedener Anlagerergebnisse zum Gegenstand haben, sind naturgemäß hypothetisch, stellen keine tatsächlichen Anlagerergebnisse dar und garantieren keine zukünftigen Erträge. Die Ergebnisse des Modells werden mit jeder Nutzung sowie im Laufe der Zeit variieren. Die Prognosen des VCMM basieren auf statistischen Analysen und historischen Daten. Zukünftige Renditen können von den im VCMM erfassten historischen Mustern abweichen. Noch wichtiger ist jedoch, dass das VCMM extrem negative Szenarios unterschätzen kann, die in den historischen Zeiträumen, auf denen die Modellschätzungen beruhen, nicht vorkamen.

Das Vanguard Capital Markets Model® ist ein firmeneigenes Finanz-Simulationsinstrument. Es wurde von den primären Investment-Research- und Beratungsteams von Vanguard entwickelt und wird von diesen gewartet. Das Modell prognostiziert die Verteilung zukünftiger Renditen für zahlreiche Assetklassen. Zu diesen Assetklassen gehören die US-amerikanischen und internationalen Aktienmärkte, US-Treasuries und Unternehmensanleihen mit verschiedenen Laufzeiten, internationale Anleihemärkte, US-Geldmärkte, Rohstoffe sowie bestimmte alternative Anlagestrategien. Die theoretische und empirische Grundlage des Vanguard Capital Markets Model ist die Beziehung zwischen Rendite und Risiko: Die Renditen zahlreicher Assetklassen sind der von Anlegern im Gegenzug für bestimmte Arten von systematischem Risiko (Beta) verlangte Ausgleich. Das Modell beruht im Kern auf Schätzungen der dynamischen statistischen Beziehung zwischen Risikofaktoren und Asset-Renditen. Diese erhalten wir durch statistische Analyse monatlicher Finanz- und Wirtschaftsdaten, die bis in das Jahr 1960 zurückreichen. Mithilfe eines Systems von Gleichungsschätzungen führt das Modell eine Monte Carlo-Simulation durch, um die geschätzten Zusammenhänge zwischen Risikofaktoren und Assetklassen sowie Ungewissheit und Zufälle langfristig zu prognostizieren. Das Modell generiert eine große Anzahl simulierter Ergebnisse für jede Assetklasse über verschiedene Zeiträume. Die Prognosen werden durch Berechnung der Zentraltendenzen in diesen Simulationen gewonnen. Die Ergebnisse des Modells variieren mit jeder Nutzung sowie im Laufe der Zeit.

Wichtige Hinweise zu Anlagerisiken

Der Wert der Investitionen und die daraus resultierenden Erträge können steigen oder fallen, und Investoren können Verluste auf ihrer Investitionen erleiden.

Die frühere Wertentwicklung gibt keinen verlässlichen Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.

Jegliche Prognosen sollten als hypothetischer Natur betrachtet werden und spiegeln keine zukünftigen Ergebnisse wider bzw. garantieren diese nicht.

Wichtige allgemeine Hinweise

Nur für professionelle Anleger (nach den Kriterien der MiFID II-Richtlinie), die auf eigene Rechnung investieren (einschließlich Verwaltungsgesellschaften (Dachfonds) und professionelle Kunden, die im Namen ihrer diskretionären Kunden investieren). In der Schweiz nur für professionelle Anleger. Nicht für die öffentliche Verbreitung bestimmt.

Die hier enthaltenen Informationen sind nicht als Angebot oder Aufforderung zur Abgabe eines Angebots zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren in irgendeiner Gerichtsbarkeit zu verstehen, in der ein solches Angebot oder eine solche Aufforderung rechtswidrig ist, oder gegenüber Personen, gegenüber denen ein solches Angebot oder eine solche Aufforderung gesetzlich nicht gemacht werden darf, oder wenn derjenige, der das Angebot oder die Aufforderung macht, dafür nicht qualifiziert ist. Die Informationen stellen keine Rechts-, Steuer- oder Anlageberatung dar. Sie dürfen sich deshalb bei Anlageentscheidungen nicht auf den Inhalt verlassen.

Die hier enthaltenen Informationen dienen lediglich zu Bildungszwecken und stellen keine Empfehlung und kein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Anlagen dar.

Im EWR herausgegeben von der Vanguard Group (Ireland) Limited, die in Irland von der irischen Zentralbank reguliert wird.

In der Schweiz herausgegeben von Vanguard Investments Switzerland GmbH.

Herausgegeben von Vanguard Asset Management, Limited, die in Großbritannien von der Financial Conduct Authority zugelassen ist und von ihr reguliert wird.

© 2024 Vanguard Group (Irland) Limited. Alle Rechte vorbehalten.

© 2024 Vanguard Investments Switzerland GmbH. Alle Rechte vorbehalten.

© 2024 Vanguard Asset Management, Limited. Alle Rechte vorbehalten.