- Wer sein Geld in Phasen hoher Kursvolatilität auf dem Konto lässt, riskiert langfristig Renditeverluste.
- Die besten und schwächsten Handelstage liegen oft dicht beieinander, weshalb Market-Timing wenig erfolgversprechend ist.
- Je länger der Anlagehorizont, desto höher ist die Chance auf langfristig positive Renditen.
In den ersten vier Monaten des Jahres 2022 sind die Kurse an den Aktien- und Anleihemärkten deutlich zurückgegangen, und auch in den ersten Maitagen blieb die Volatilität hoch.
Anleger:innen stehen vor der Frage, ob und wie sie auf den gleichzeitigen Kurseinbruch von Aktien und Anleihen und die schwachen Marktprognosen reagieren sollen. In naher Zukunft müssen sie sich neben enttäuschenden Renditen und höherer Volatilität auch auf rasant ansteigende Inflation in vielen Industrieländern und das Ende einer langen Ära des billigen Zentralbankgeldes einstellen. Zusätzlich belasten der Krieg in der Ukraine und die Folgen der Pandemie die Stimmung, darunter auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Lockdowns in China. Zur Krönung einer bereits volatilen Marktphase haben die Federal Reserve (Fed) und die Bank of England in der vergangenen Woche ihre Zinsen erhöht.
Ein wirtschaftlicher Abschwung und Kursrückgänge können Anleger:innen dazu veranlassen, sich ganz vom Markt zurückzuziehen und ihr Geld auf dem Konto zu parken. Bedenkt man jedoch die kaufkraftzehrende Wirkung von Inflation, ist eine negative inflationsbereinigte Rendite (Realrendite) mit dieser Strategie fast sicher. Wie die nachstehenden Diagramme zeigen, ist die Wahrscheinlichkeit einer negativen Realrendite bei Aktien und Anleihen deutlich geringer als bei Festgeldanlagen, insbesondere bei einem längeren Anlagehorizont.
Unsere Analysen beruhen auf US-Daten, insgesamt treffen die Ergebnisse jedoch auch auf andere Märkte zu. Grundsätzlich gilt: Disziplin in schwierigen Zeiten zahlt sich aus.
Wahrscheinlichkeit negativer Renditen für verschiedene Anlagehorizonte

Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Erträge. Die Wertentwicklung eines Index ist keine exakte Darstellung einer bestimmten Anlage, da Anleger nicht direkt in einen Index investieren können.
Quellen: Berechnungen von Vanguard. Daten für den Zeitraum vom 1. Januar 1935 bis zum 31. Dezember 2021.
Hinweise: Die Renditen werden in USD berechnet, die Wiederanlage von Erträgen oder Dividenden ist nicht in die Berechnung eingeflossen. Die Wahrscheinlichkeit negativer Realrenditen ist bei US-Staatsanleihen höher als bei Aktien. Mit einem 60/40-Mischportfolio sinkt die Volatilität gegenüber einem reinen Aktienportfolio um 36%. Die rollierenden Renditezeiträume basieren auf vierteljährlichen Renditedaten. Der Nominalwert entspricht dem Wert zum jeweiligen Zeitpunkt, der Realwert ist inflationsbereinigt. Bei der Wahl des Index für einen bestimmten Zeitraum haben wir den Index ausgewählt, der die Merkmale des Referenzmarktes nach unserer Einschätzung angemessen abbildet. Entscheidungsgrundlage waren die aktuell verfügbaren Informationen. Aktienrenditen werden durch folgende Indizes dargestellt: Standard & Poor's (S&P) 90 Index (1935 bis 3. März 1957), S&P 500 Index (4. März 1957 bis 31. Dezember 1974), Wilshire 5000 Index (1. Januar 1975 bis 22. April 2005), MSCI US Broad Market Index (23. April 2005 bis 2. Juni 2013) und CRSP US Total Market Index (anschließend). Anleiherenditen werden durch folgende Indizes dargestellt: S&P High Grade Corporate Index (1935 bis 1968), Citigroup High Grade Index (1969 bis 1972), Lehman Brothers U.S. Long Credit AA Index (1973 bis 1975), Bloomberg U.S. Aggregate Bond Index (1976 bis 2009) und Bloomberg U.S. Aggregate Float Adjusted Bond Index (anschließend). Treasury-Renditen werden dargestellt durch den Ibbotson 1-Month Treasury Bill Index (1935 bis 1977) und den FTSE 3-Month Treasury Bill Index (anschließend).
Für Disziplin und gegen Markt-Timing spricht auch die Tatsache, dass die besten und die schwächsten Handelstage in der Vergangenheit häufig nah beieinander lagen. Daher ist es schwer, die schlechtesten Tage zu vermeiden, ohne auch die besten Tage zu verpassen, wie sich einmal mehr in der vergangenen Woche gezeigt hat: An dem Tag, an dem die Federal Reserve ihre Zinserhöhung ankündigte, stiegen die US-Aktienkurse sprunghaft an – und brachen am nächsten Tag wieder ein.
Einige der besten Handelstage fielen zudem in Phasen anhaltender Kursrückgänge, wie die nachstehende Grafik zeigt. Wer diese Handelstage verpasst, verzichtet langfristig auch auf Rendite.
Tagesrenditen des S&P 500 Index

Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Erträge. Die Wertentwicklung eines Index ist keine exakte Darstellung einer bestimmten Anlage, da Anleger nicht direkt in einen Index investieren können.
Quellen: Berechnungen von Vanguard auf Grundlage von Daten von Refinitiv unter Verwendung des Standard & Poor‘s 500 Price Index. Daten für den Zeitraum vom 1. Januar 1980 bis zum 31. Dezember 2021.
Fazit: Ihre Kund:innen erreichen ihre Ziele eher, wenn sie an ihrer gemeinsam entwickelten Anlagestrategie festhalten. Langfristig haben die Märkte Anleger:innen mit Geduld und einem langfristigen Anlagehorizont belohnt, die Kurs halten, anstatt in schwierigen Phasen auf Markt-Timing zu setzen.
1 Aktien werden dargestellt durch den FTSE Global All Cap Index, der Aktien aus Industrie- und Schwellenländern enthält. Anleihen werden dargestellt durch den Bloomberg Global Aggregate Float-Adjusted Composite Index, der festverzinsliche Staatsanleihen, Anleihen staatsnaher Emittenten, Unternehmensanleihen und Verbriefungen aus Industrie- und Schwellenländern mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr enthält. Renditen in US-Dollar.