So funktionieren physische ETFs
Physische ETFs investieren direkt in die Wertpapiere, die in dem jeweiligen Index enthalten sind. Was das genau bedeutet, schauen wir uns jetzt an.
ETFs mit vollständiger Replikation
Wenn in einem ETF alle Wertpapiere aus dem zugrundeliegenden Index stecken, bezeichnet man das als Vollreplikation. Die Wertentwicklung über eine vollständige Replikation nachzubilden, ergibt aber in der Regel nur für Indizes Sinn, deren Anzahl an Wertpapieren überschaubar ist. Ein Beispiel für einen solchen Index ist der Deutsche Aktienindex DAX, der „nur“ die 40 bedeutendsten deutschen Unternehmen an der Börse umfasst. Auch bei ETFs auf den S&P 500 kann die vollständige Replikation zum Einsatz kommen, wie beim Vanguard S&P 500 UCITS ETF.
Für große Indizes mit mehreren Tausend Unternehmen eignet sich die Methode nicht. Sie bietet zwar eine hohe Transparenz, ist aber auch mit höheren Gebühren verbunden. Denn jeder im Index enthaltene Wert muss tatsächlich gekauft und verwaltet werden. Für sehr große Indizes wäre das zu teuer oder praktisch einfach nicht umsetzbar.
Sampling
Ist eine Vollreplikation nicht möglich, kann ein ETF seinen Index auch durch „Sampling“ replizieren. Bei dieser Methode wird eine repräsentative Auswahl von Wertpapieren ausgewählt, die das Verhalten des gesamten Index möglichst genau nachbilden sollen – beispielsweise die mit der größten Index-Wertentwicklung.
Wertpapierleihe
Physische ETFs setzen oft Wertpapierleihe ein, um Zusatzerträge zu generieren und damit die Rendite des ETFs gegenüber der reinen Indexentwicklung zu steigern. Einzelne Aktien werden dabei vorrübergehend gegen eine Gebühr an andere Marktteilnehmer wie Hedgefonds oder Investmentbanken verliehen. Mit den Einnahmen aus Leihgeschäften können die Fondsmanager einen Teil der laufenden Kosten des ETFs ausgleichen und so die Gesamtkosten senken, was den Tracking Error des Fonds verbessert.
Die Aussicht auf höhere Gewinne birgt jedoch auch das Risiko, dass der andere Marktteilnehmer während der Wertpapierleihe zahlungsunfähig wird und die Wertpapiere nicht zurückgibt – dann droht ein Verlust. Um dieses Gegenparteirisiko zu begrenzen, werden Sicherheiten eingesetzt, etwa in Form von Barmitteln, Aktien oder Anleihen. Diese müssen den gleichen oder einen höheren Wert als die geliehenen Wertpapiere haben.
Anders als im typischen Fondsmanagement profitiert Vanguard nicht von der Wertpapierleihe. Alle Einnahmen aus den Leihtransaktionen (abzüglich der Kosten) werden an den Fonds ausgeschüttet. Dadurch profitieren unsere Anlegerinnen und Anlegern von den Leihgeschäften. Vanguard verfolgt bei der Auswahl der Partner für die Wertpapierleihe den Ansatz „Qualität vor Quantität“, um die damit verbundenen Risiken zu minimieren.