Die Konjunktur in den USA, im Euroraum und in Großbritannien lässt anhaltendes Wachstum der Weltwirtschaft bis Jahresende erwarten, in den kommenden Monaten dürfte die Wirtschaft jedoch an Schwung verlieren.
Im Euroraum und in Großbritannien sinken die Zinsen bereits, die US-Notenbank (Fed) dürfte ihren Leitzins im September ebenfalls senken.
Der US-Arbeitsmarkt hat laut aktuellen Daten an Schwung verloren, was offenbar auch die Fed bemerkt hat. Der unerwartet schwache Arbeitsmarktbericht für Juli liefert Argumente für eine Zinssenkung im September.
Im Juli hat die US-Wirtschaft insgesamt 114.000 Arbeitsplätze geschaffen, gleichzeitig stieg die Arbeitslosenquote auf 4,3%, zumal das Wachstum der Erwerbsbevölkerung das Beschäftigungswachstum übersteigt; die Zahl der Arbeitsplatzverluste ist dagegen nicht gestiegen.
Dank steigender öffentlicher und privater Ausgaben sowie Anlageinvestitionen (ohne Wohngebäude) ist die Wirtschaftsleistung mit real 2,8% (annualisiert) auch im zweiten Quartal robust gewachsen. Insgesamt entspricht das Wachstum weitgehend unserer Jahresprognose von 2%.
Bis Jahresende dürften die Wachstumsraten zurückgehen, sich jedoch in etwa auf Trendniveau bewegen. Die Fed hat deutlich gemacht, dass sie zu einer Zinssenkung um 25 Basispunkte im September bereit ist (ein Basispunkt entspricht dem Hundertstel eines Prozentpunkts). Wir rechnen mit insgesamt zwei Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte bis Jahresende.
2025 erwarten wir Wachstumsraten unter Trend, einen Rückgang der Kerninflation auf annähernd 2% (das Fed-Ziel) und einen moderaten Anstieg der Arbeitslosenquote; das Zinsziel der Fed dürfte sich gegen Ende des Jahres in einer Spanne von 3,25 bis 3,5% bewegen.
Die Verbraucherpreise sind bis Juli so langsam gestiegen wie zuletzt Anfang 2021. Der 12-Monats-Verbraucherpreisindex – ein wichtiger Inflationsindikator – ist im Juli um 2,9% gestiegen, der Kern-Verbraucherpreisindex ohne die volatilen Lebensmittel- und Energiepreise um 3,2%.
Die Wirtschaft der Eurozone ist im zweiten Quartal erneut um real 0,3% (ggü. Vorquartal) gewachsen, obwohl die Flaute im deutschen verarbeitenden Gewerbe die Zahlen unerwartet deutlich belastete.
Die Gesamtinflation hat sich im Juli beschleunigt, was uns in unserer Einschätzung bestätigt, dass der Weg zum Inflationsziel von 2% holprig werden dürfte. Die 12-Monats-Gesamtinflation stieg im Juli auf 2,6% (Juni: 2,5%).
Die Inflationsrate von Energie, Nahrungsmitteln und Gütern hat die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2% bereits erreicht, die Dienstleistungsinflation ist dagegen in den letzten Monaten wieder gestiegen.
Die Kerninflation ohne die volatilen Preise für Lebensmittel, Energie, Alkohol und Tabak liegt aktuell im dritten Monat in Folge bei 2,9% (annualisiert). Bis Ende 2025 rechnen wir mit einem Rückgang der Gesamtinflation auf rund 2,2%, die Kerninflation dürfte auf rund 2,6% sinken und die Zielmarke der EZB im kommenden Jahr erreichen.
Mit Blick auf die restriktive Geldpolitik verwies die EZB auf den Preisdruck im Euroraum; dennoch erwarten wir, dass die Zinsen im September um einen weiteren Viertelpunkt sinken werden. Anschließend dürfte die EZB die Zinsen vierteljährlich um jeweils einen Viertelprozentpunkt senken, also auf 3,25% bis Ende 2024 und auf 2,25% Ende 2025.
Die Arbeitslosenquote, die im Mai auf einem Rekordtief von 6,4% gelegen hatte, stieg im Juli auf 6,5% (saisonbereinigt) und damit auf den Stand von vor einem Jahr. Bis Jahresende dürfte die Arbeitslosenquote weitgehend stabil bleiben.
Aktuelle Wachstums- und Inflationsdaten deuten auf eine ausgewogenere Wirtschaftslage in Großbritannien hin.
Die Inflation war im Juli schwächer als erwartet, das Wachstum im zweiten Quartal fiel nur geringfügig niedriger aus als im ersten Quartal, als sich die britische Wirtschaft von einer kurzen Rezession erholte.
Insgesamt ist die britische Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 0,6% (ggü. Vorquartal) gestiegen, für das Gesamtjahr rechnen wir mit einem Plus von 1,2%.
Die 12-Monats-Gesamtinflation stieg im Juli auf 2,2% (Juni: 2,0%), vor allem die Energiepreise sanken weniger deutlich als im Vorjahreszeitraum.
Die 12-Monats-Kerninflation (ohne die Preise für Lebensmittel, Energie, Alkohol und Tabak) ging von 3,5% im Juni auf 3,3% zurück, bis Ende 2024 dürfte die Kerninflationsrate auf rund 2,8% fallen und in der zweiten Jahreshälfte 2025 das Ziel der Bank of England (BoE) von 2% erreichen.
Die BoE hat ihren Leitzins am 1. August zum ersten Mal im laufenden Konjunkturzyklus um 25 Basispunkte auf 5% gesenkt. Weitere Zinssenkungen erwarten wir nur allmählich, zumal die Dienstleistungsinflation trotz Fortschritten weiterhin hoch ist.
Die Arbeitslosenquote ist in den drei Monaten von April bis Juni von 4,4% in den vorherigen drei Monaten auf 4,2% gesunken. Die Zahl der offenen Stellen ist weiter zurückgegangen, gleichzeitig wurden 24.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Gegen Jahresende erwarten wir eine Arbeitslosenquote von 4 bis 4,5%.
Wirtschaftsdaten deuten auf einen lauen Start ins dritte Quartal hin. Das Wachstum lag im zweiten Quartal unter Potenzial, das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage hält an.
Die Wirtschaftsleistung wuchs um lediglich 0,7% gegenüber dem Vorquartal und um 4,7% gegenüber dem zweiten Quartal des Vorjahres. Aktuelle Daten zeigen zudem eine maue Inlandsnachfrage, schleppende Importe und eine schwache Inflation an, was sich in dem verhaltenen Konsum widerspiegelte.
Auf einer Sitzung des Politbüros Ende Juli, die an das zweimal im Jahrzehnt stattfindende 3. Plenum Anfang des Monats anknüpfte, versprach die Regierung, die sinkende Verbrauchernachfrage zu stützen und gegen das Überangebot am Immobilienmarkt anzugehen.
Der Erfolg der staatlichen Konjunkturmaßnahmen ist auch mit Blick auf das Wachstumsziel der Regierung von „rund 5%“ von entscheidender Bedeutung. In der zweiten Jahreshälfte dürfte sich die Wirtschaft erholen und sich auch dank steigender Exporte und Investitionen im verarbeitenden Gewerbe wieder auf ihre Trendwachstumsrate zubewegen.
Wir halten an unserer Jahreswachstumsprognose von 5,1% fest, allerdings gefährden die anhaltenden Ungleichgewichte in der chinesischen Wirtschaft dieses Ziel.
Die 12-Monats-Verbraucherpreisinflation stieg im Juli um 0,5%, was über den Erwartungen, aber deutlich unter dem Inflationsziel der People‘s Bank of China von 3% lag.
Für das Jahr rechnen wir mit einer Gesamtinflationsrate von mageren 0,8%, die Kerninflation (ohne die volatilen Preise für Lebensmittel und Energie) dürfte gerade einmal 1,0% betragen.
Diese Angaben entsprechen der internen Einschätzung des Global Economics and Markets Team der Vanguard Investment Strategy Group (ISG) per 16. August 2024.
Nach der letzten Auswertung des Vanguard Capital Markets Model® (VCMM) haben wir unseren 10-Jahres-Ausblick für wichtige Märkte mit Daten per 30. Juni 2024 aktualisiert.
In den kommenden zehn Jahren erwarten wir die nachstehenden Nominalrenditen (jeweils in Landeswährung der Anlegerinnen und Anleger in den entsprechenden Wirtschaftsräumen).1
1 Die Zahlen beruhen auf einer Bereichsleiste mit einer Genauigkeit von zwei Punkten für Aktien bzw. einem Punkt für Anleihen (jeweils um das 50. Perzentil). Die Zahlen in Klammern geben die Medianvolatilität an.
WICHTIGER HINWEIS: Die Prognosen sowie andere Informationen, die von dem Vanguard Capital Markets Model® generiert werden und die Wahrscheinlichkeit verschiedener Anlagerergebnisse zum Gegenstand haben, sind naturgemäß hypothetisch, stellen keine tatsächlichen Anlagerergebnisse dar und garantieren keine zukünftigen Erträge. Die Ergebnisse des Modells werden mit jeder Nutzung sowie im Laufe der Zeit variieren. Die Prognosen des VCMM basieren auf statistischen Analysen und historischen Daten. Zukünftige Renditen können von den im VCMM erfassten historischen Mustern abweichen. Noch wichtiger ist jedoch, dass das VCMM extrem negative Szenarios unterschätzen kann, die in den historischen Zeiträumen, auf denen die Modellschätzungen beruhen, nicht vorkamen.
Das Vanguard Capital Markets Model® ist ein firmeneigenes Finanz-Simulationsinstrument. Es wurde von den primären Investment-Research- und Beratungsteams von Vanguard entwickelt und wird von diesen gewartet. Das Modell prognostiziert die Verteilung zukünftiger Renditen für zahlreiche Assetklassen. Zu diesen Assetklassen gehören die US-amerikanischen und internationalen Aktienmärkte, US-Treasuries und Unternehmensanleihen mit verschiedenen Laufzeiten, internationale Anleihemärkte, US-Geldmärkte, Rohstoffe sowie bestimmte alternative Anlagestrategien. Die theoretische und empirische Grundlage des Vanguard Capital Markets Model ist die Beziehung zwischen Rendite und Risiko: Die Renditen zahlreicher Assetklassen sind der von Anlegern im Gegenzug für bestimmte Arten von systematischem Risiko (Beta) verlangte Ausgleich. Das Modell beruht im Kern auf Schätzungen der dynamischen statistischen Beziehung zwischen Risikofaktoren und Asset-Renditen. Diese erhalten wir durch statistische Analyse monatlicher Finanz- und Wirtschaftsdaten, die bis in das Jahr 1960 zurückreichen. Mithilfe eines Systems von Gleichungsschätzungen führt das Modell eine Monte Carlo-Simulation durch, um die geschätzten Zusammenhänge zwischen Risikofaktoren und Assetklassen sowie Ungewissheit und Zufälle langfristig zu prognostizieren. Das Modell generiert eine große Anzahl simulierter Ergebnisse für jede Assetklasse über verschiedene Zeiträume. Die Prognosen werden durch Berechnung der Zentraltendenzen in diesen Simulationen gewonnen. Die Ergebnisse des Modells variieren mit jeder Nutzung sowie im Laufe der Zeit.
Der Wert des VCMM liegt primär in seiner Anwendung für die Analyse potenzieller Kundenportfolios. VCMM-Prognosen für einzelne Assetklassen – bestehend aus Verteilungen der erwarteten Renditen, Volatilitäten und Korrelationen – sind der Schlüssel zur Bewertung potenzieller Verlustrisiken, verschiedener Risiko-Rendite-Zielkonflikte sowie der Diversifizierungsvorteile unterschiedlicher Anlageklassen. Zwar werden mit jeder Renditeverteilung auch Zentraltendenzen generiert, allerdings lassen sich die Ergebnisse des VCMM am effektivsten nutzen, indem man das gesamte Spektrum möglicher Ergebnisse für die untersuchten Assetklassen betrachtet.
Das VCMM generiert ein breites Spektrum möglicher Ergebnisse und soll so die Unsicherheit von Prognosen darstellen. Es ist wichtig zu verstehen, dass das VCMM den Renditeverteilungen keine „Normalität“ aufzwingt, sondern vielmehr von den sogenannten „Fat Tails“ (Extremrisiken) und der Schiefe in der empirischen Verteilung der modellierten Assetklassenrenditen beeinflusst wird. Innerhalb eines breiten Ergebnisspektrums können Anlegerinnen und Anleger sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielen, was die Vielfältigkeit der möglichen zukünftigen Pfade unterstreicht. Tatsächlich ist dies einer der wichtigsten Gründe, warum wir Renditeprognosen als Verteilung darstellen.
Wichtige Hinweise zu Anlagerisiken
Der Wert der Investitionen und die daraus resultierenden Erträge können steigen oder fallen, und Investoren können Verluste auf ihrer Investitionen erleiden.
Die frühere Wertentwicklung gibt keinen verlässlichen Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.
Jegliche Prognosen sollten als hypothetischer Natur betrachtet werden und spiegeln keine zukünftigen Ergebnisse wider bzw. garantieren diese nicht.
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