Auf einen Blick:

  • In den USA stehen die Zinsen womöglich kurz vor dem Zenit, in Europa sind dagegen weitere Zinserhöhungen denkbar. 
  • Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der Euroraum und Großbritannien eine Rezession bis 2024 hinauszögern können.
  • Die chinesische Wirtschaft hat nach einem starken ersten Quartal ihren Jahreshöhepunkt womöglich schon erreicht.
  • Nach Kursgewinnen im ersten Quartal senken wir unsere Renditeprognosen für die Aktienmärkte.

 

Unsere Volkswirtinnen und Volkswirte halten ein Ende der Zinserhöhungen in naher Zukunft für wahrscheinlich. In Europa erweist sich dagegen nicht nur die Konjunktur als robust, sondern auch die Inflation – was noch höhere Zinsen für noch längere Zeit bedeuten könnte.

USA – Wegen der anhaltend hohen Inflation und der nach wie vor angespannten Lage am Arbeitsmarkt rechnen wir damit, dass die Federal Reserve (Fed) die Zinssätze auf ihrer Sitzung am 14. Juni erneut anheben wird. Dennoch haben wir unsere Prognosen angepasst und erwarten nach dieser Erhöhung eine Zinspause, die Federal Funds Rate dürfte also um einen weiteren Viertelprozentpunkt auf 5,25 bis 5,5% steigen.

Grund für unsere Prognoseänderung sind die Turbulenzen im amerikanischen Bankensystem und die Risiken im Zusammenhang mit der Anhebung der amerikanischen Schuldengrenze, wegen der die Federal Reserve Risikomanagement stärker in den Vordergrund zu stellen scheint. Die aktuelle Quartalsumfrage der Fed zur Kreditvergabe im Bankensektor zeigt strengere Kreditkonditionen und eine schwächere Kreditnachfrage an.

Allerdings erwarten wir keine Zinssenkungen bis Ende des Jahres. Unsere Prognose für die Kerninflation ohne die volatileren Lebensmittel- und Energiepreise haben wir von 3,0 auf 3,3% angehoben, zumal die Verbraucherpreisinflation (gemessen am CPI) im April unverändert bei 5,5% gegenüber dem Vorjahr lag.

Auch die Löhne steigen aus Sicht der Fed zu schnell, die Arbeitslosenquote ist erneut auf das Januarniveau von 3,4% gesunken und lag damit auf dem tiefsten Stand seit 1969. Bis Jahresende erwarten wir eine Arbeitslosenquote von 4,5%, zuvor waren wir von 4,5 bis 5% ausgegangen.

Konjunkturdaten deuten auf eine Abkühlung hin: Die annualisierte Wachstumsrate ist von 2,6% im vierten Quartal 2022 auf 1,1% im ersten Quartal gefallen. Wir rechnen weiterhin mit einer Rezession in der zweiten Jahreshälfte, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit heute höher, dass die US-Wirtschaft eine Rezession vermeiden kann.

Euroraum – Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist eindeutiger. Am 4. Mai hat die EZB den Leitzins zum siebten Mal in Folge um 25 Basispunkte auf 3,25% angehoben; EZB-Präsidentin Christine Lagarde machte jedoch deutlich, dass weitere Zinserhöhungen folgen werden. In den kommenden Monaten dürften die Leitzinsen im Euroraum daher auf 3,75 bis 4% steigen.

Aktuelle Inflationsdaten machen die Herausforderung deutlich, vor der die EZB steht: Die Gesamtinflationsrate ist von 6,9% im März auf 7,0% im April gestiegen, die Kerninflation ist dagegen von 5,7 auf 5,6% gefallen (jeweils ggü. Vj.). Durch anhaltend steigende Löhne kann sich Inflation in einer Volkswirtschaft festsetzen, die EZB hat jedoch anhaltend steigende Gewinne als Risiko identifiziert. Wir erwarten weiterhin einen Höchststand der Kerninflation von 5,5 bis 6%; im zweiten Halbjahr dürften sich die höheren Zinsen bemerkbar machen und die Inflation zurückgehen. Bis Jahresende erwarten wir eine Inflationsrate von 3,3% – was noch immer deutlich über dem 2%-Ziel der EZB läge.

Die Wirtschaftsleistung der Eurozone ist im ersten Quartal um 1,3% gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Die größte Volkswirtschaft des Euroraums, Deutschland, stagnierte jedoch, im Vergleich zum Vorjahr ist die deutsche Wirtschaft sogar um 0,1% geschrumpft. Wir erwarten weiterhin ein Wachstum im Euroraum von 0,5% sowie eine milde Rezession im weiteren Verlauf des Jahres. Wir sind uns jedoch der Tatsache bewusst, dass die EZB die Zinsen womöglich länger hoch halten muss, um die Inflation einzudämmen, weshalb auch eine Rezession im kommenden Jahr denkbar wäre.

Großbritannien – Auch die britische Wirtschaft zeigt sich überraschend robust, weshalb auch die Inflation auf der Insel langsamer zurückgeht als erwartet. Die Bank of England (BoE) wird daher die Zinsen womöglich deutlicher anziehen müssen, was das Risiko einer verzögerten – und womöglich tieferen – Rezession erhöht.

Wir haben unsere Wachstumsprognose für das laufende Jahr von -1 auf 0% angehoben. Aktuell gehen wir noch immer von einer Rezession in diesem Jahr aus, die jedoch milder ausfallen dürfte. Wir haben unsere Wachstumserwartungen für das kommende Jahr von 0,6 auf 0,2% gesenkt, unsere Inflations- und Zinsprognosen sind dagegen gestiegen.

Auf Grundlage der aufgelaufenen Teuerung und unserer revidierten Wachstumsprognose haben wir unsere Jahresendprognose von 3,4 auf 3,7% für die Gesamtinflation und von 2,8 auf 3,6% für die Kerninflation angehoben. Auch unsere Zinsprognosen sind gestiegen: Wir erwarten jetzt, dass die Bank of England ihren Leitzins auf 4,75 bis 5% anheben und frühestens 2024 wieder senken wird. Bereits am 11. Mai hatte die BoE den Zins auf 4,5% erhöht. 

China – Die chinesische Wirtschaft hat nach einem starken ersten Quartal ihren Jahreshöhepunkt womöglich schon erreicht. Nach dem Ende der Covid-Lockdowns haben die chinesischen Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Sparüberschüsse abgebaut, weshalb die Wirtschaft im Jahresvergleich um 4,5% gewachsen ist und damit die Prognosen übertreffen konnte.

Robuste Daten aus dem Tourismus und Gastgewerbe während der Maiferien zeigen, dass der Nachholbedarf auch im zweiten Quartal anhält, allerdings lässt die aktuelle Entwicklung Zweifel an der Nachhaltigkeit der Erholung aufkommen.

Zum einen wächst die Nachfrage nach Dienstleistungen inzwischen schneller als die Güternachfrage, zum anderen übersteigen die öffentlichen Investitionen die Investitionen des Privatsektors. Und obwohl die Zahl der Baufertigstellungen im Wohnimmobiliensektor steigt, gehen die Baubeginne zurück. Außerdem steigt die Jugendarbeitslosigkeit, obwohl die Gesamtarbeitslosenquote gesunken ist.

Wir erwarten für das laufende Jahr ein Wachstum von 6 bis 6,5% und liegen damit über dem offiziellen Wachstumsziel der Regierung von „rund 5%“; allerdings erwarten wir in den kommenden Monaten eine Abkühlung.

Diese Angaben entsprechen der internen Einschätzung des Global Economics and Markets Team der Vanguard Investment Strategy Group (ISG) per 17. Mai 2023.

Renditeausblick

Nach der letzten Auswertung des Vanguard Capital Markets Model® (VCMM) haben wir unseren 10-Jahres-Ausblick für wichtige Märkte mit Daten per 31. März 2023 aktualisiert. Unsere Prognosen für die Aktienmärkte sind insgesamt rückläufig, zumal die Bewertungen im ersten Quartal insbesondere in den USA gestiegen sind. Unsere Erwartungen für die Anleihemärkte sind nur geringfügig gesunken, nachdem die Renditen am kurzen Ende der Kurve im ersten Quartal zurückgegangen sind.

1 Die probabilistischen Renditeprognosen beruhen auf den Marktbedingungen zum Zeitpunkt der Simulation des Vanguard Capital Markets Model® (VCMM) und können sich daher mit jeder neuen Simulation ändern.

Die Vanguard Investment Strategy Group aktualisiert die Zahlen vierteljährlich. Die nachstehenden Prognosen beruhen auf einer VCMM-Simulation mit Daten vom 31. März 2023.  Die Zahlen beruhen auf einer Bereichsleiste mit einer Genauigkeit von 2 Punkten für Aktien bzw. 1 Punkt für Anleihen (jeweils um das 50. Perzentil). Die Zahlen in Klammern geben die Median-Volatilität an.

WICHTIGER HINWEIS: Die Prognosen sowie andere Informationen, die von dem Vanguard Capital Markets Model generiert werden und die Wahrscheinlichkeit verschiedener Anlageergebnisse zum Gegenstand haben, sind naturgemäß hypothetisch, stellen keine tatsächlichen Anlageergebnisse dar und garantieren keine zukünftigen Erträge. Die Verteilung der Renditeergebnisse des VCMM wird aus 10.000 Simulationen für jede modellierte Assetklasse abgeleitet. Die Simulationen sind aktuell per 31. März 2023. Die Ergebnisse des Modells können mit jeder Nutzung sowie im Laufe der Zeit variieren. Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt „Anlagerisiken“ 

 

 

Wichtige Hinweise zu Anlagerisiken

Der Wert der Investitionen und die daraus resultierenden Erträge können steigen oder fallen, und Investoren können Verluste auf ihrer Investitionen erleiden.

Frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.

WICHTIGER HINWEIS: Die Prognosen sowie andere Informationen, die von dem Vanguard Capital Markets Model generiert werden und die Wahrscheinlichkeit verschiedener Anlageergebnisse zum Gegenstand haben, sind naturgemäß hypothetisch, stellen keine tatsächlichen Anlageergebnisse dar und garantieren keine zukünftigen Erträge. Die Verteilung der Renditeergebnisse des VCMM wird aus 10.000 Simulationen für jede modellierte Assetklasse abgeleitet. Simulationen per 31. Dezember 2022. Die Ergebnisse des Modells können mit jeder Nutzung sowie im Laufe der Zeit variieren.

Die Prognosen des VCMM basieren auf statistischen Analysen und historischen Daten. Zukünftige Renditen können von den im VCMM erfassten historischen Mustern abweichen. Noch wichtiger ist jedoch, dass das VCMM extrem negative Szenarios unterschätzen kann, die in den historischen Zeiträumen, auf denen die Modellschätzungen beruhen, nicht vorkamen.

Das Vanguard Capital Markets Model® ist ein proprietäres Finanzsimulationstool, das von der Investment Strategy Group von Vanguard entwickelt und gepflegt wird. Das Modell prognostiziert die Verteilung zukünftiger Renditen für zahlreiche Assetklassen. Zu diesen Assetklassen gehören die US-amerikanischen und internationalen Aktienmärkte, US-Treasuries und Unternehmensanleihen mit verschiedenen Laufzeiten, internationale Anleihemärkte, US-Geldmärkte, Rohstoffe sowie bestimmte alternative Anlagestrategien. Die theoretische und empirische Grundlage des Vanguard Capital Markets Model ist die Beziehung zwischen Rendite und Risiko: Die Renditen zahlreicher Assetklassen sind der von Anlegern im Gegenzug für bestimmte Arten von systematischem Risiko (Beta) verlangte Ausgleich. Den Kern des Modells bilden Schätzungen der dynamischen statistischen Beziehung zwischen Risikofaktoren und Vermögensrenditen, die durch statistische Analysen auf der Grundlage verfügbarer monatlicher Finanz- und Wirtschaftsdaten gewonnen werden. Mithilfe eines Systems von Gleichungsschätzungen führt das Modell eine Monte Carlo-Simulation durch, um die geschätzten Zusammenhänge zwischen Risikofaktoren und Assetklassen sowie Ungewissheit und Zufälle langfristig zu prognostizieren. Das Modell generiert eine große Anzahl simulierter Ergebnisse für jede Assetklasse über verschiedene Zeiträume. Die Prognosen werden durch Berechnung der Zentraltendenzen in diesen Simulationen gewonnen. Die Ergebnisse des Modells variieren mit jeder Nutzung sowie im Laufe der Zeit.

Wichtige allgemeine Hinweise

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