ESG-Fonds mit negativem Screening reduzieren ihr Exposure auf bestimmte Geschäftsbereiche oder schließen diese ganz aus und streben trotzdem marktähnliche Renditen an, weshalb sie für zahlreiche ESG-bewusste Anleger:innen geeignet sind.

Fong Yee Chan, Head of ESG strategy, Vanguard Europe

  • Um ihre Werte auszudrücken, investieren viele Anleger:innen in ESG-Indexfonds (Umwelt, Soziales, Governance).
  • ESG-Indexprodukte unterscheiden sich in ihrer Komplexität und ihren Methoden deutlich voneinander.
  • Indexfonds mit negativem Screening sind eine Option für Anleger:innen, die ihr Exposure auf Geschäftsbereiche begrenzen wollen, die nicht mit ihren Werten in Einklang stehen.

 

Das Interesse an nachhaltigen Anlagestrategien wächst. Um ihre Werte auszudrücken, investieren viele Anleger:innen in ESG-Indexfonds (Umwelt, Soziales, Governance)1.

Das Wachstum dieser Fondskategorie spiegelt das Wachstum von Indexfonds insgesamt wider, allerdings mit einem bemerkenswerten Unterschied: Bei herkömmlichen Indexfonds haben vor allem diejenigen Strategien profitiert, die nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes abbilden; bei ESG-Indexfonds fließt das Kapital dagegen in zahlreiche zum Teil sehr unterschiedliche Strategien.

Diese Vielfalt hat auch Verwirrung ausgelöst, sodass sich nicht wenige Anleger:innen fragen, wie sie ein geeignetes Produkt bewerten und auswählen sollen.

ESG-Fonds mit negativem Screening reduzieren ihr Exposure auf bestimmte Geschäftsbereiche oder schließen diese ganz aus und streben trotzdem marktähnliche Renditen an, weshalb sie für zahlreiche ESG-bewusste Anleger:innen geeignet sind.

Transparente Screening-Kriterien

Vanguard hat vier Prinzipien für erfolgreiche Vermögensanlage formuliert, und das erste Prinzip lautet: klare und angemessen Ziele setzen. Wenn das Ziel und die Strategie eines Produkts klar sind, fällt es Anleger:innen leichter zu erkennen, wie dieses Produkt zur Umsetzung der Ziele beitragen kann.

Vanguard ESG-Fonds mit negativem Screening bilden Benchmarks ab, die von gängigen marktkapitalisierungsgewichteten Indizes abgeleitet werden. Durch ein transparentes Screening werden dabei bestimmte Geschäftsbereiche ausgeschlossen oder untergewichtet, die viele ESG-bewusste Anleger:innen vermeiden möchten, darunter Waffen, Tabak und fossile Brennstoffe.

Die Benchmarks unserer Fonds mit negativem Screening wenden klar definierte Screening-Kriterien an und sind dennoch nicht zu restriktiv. Einige Anleger:innen möchten sich beispielsweise an Unternehmen mit diversifizierten Geschäftsmodellen beteiligen, auch wenn diese einen geringen Teil ihrer Umsätze durch den Verkauf von Alkohol erzielen. Diese Unternehmen vollständig auszuschließen, kann sich negativ auf die Diversifizierung und die Rendite eines Portfolios auswirken, was Anleger:innen vielleicht vermeiden möchten.

Um auch solchen nuancierten Zielen Rechnung zu tragen, orientieren sich die Indizes unserer Fonds in ihrem Screening-Prozess am Umsatz. Je nach Art des Geschäftsbereichs gelten drei verschiedene Grenzwerte: Überschreitet der Umsatz eines Geschäftsbereichs den Schwellenwert der jeweiligen Kategorie, wird das Unternehmen aus dem Index ausgeschlossen. Die Höhe der Grenzwerte hängt davon ab, ob es sich um ein Kern- oder Sekundärgeschäft handelt. In der restriktivsten Kategorie liegt der Schwellenwert beispielsweise bei 0%, und zwar sowohl für primäre als auch für sekundäre Geschäftsbereiche.

Ebenfalls ausgeschlossen werden Unternehmen, in denen der Benchmark-Anbieter schwerwiegende Kontroversen im Zusammenhang mit den UN Global Compact Principles für Arbeit, Menschenrechte, Umwelt und Korruptionsbekämpfung festgestellt hat2.

ESG-Strategien mit den Vorteilen traditioneller Indexfonds

Fonds mit negativem Screening bieten viele derselben Vorteile herkömmlicher Indexfonds, etwa ein diversifiziertes Exposure auf einen bestimmten Markt oder ein Marktsegment, und eignen sich daher als Grundbausteine für ein diversifiziertes Portfolio.

Genau wie herkömmliche Indexfonds gewichten diese Fonds Wertpapiere entsprechend derer Marktkapitalisierung. Diese Gewichtungsmethodik macht sich die Schwarmintelligenz der Märkte bei der Bewertung von Wertpapieren zunutze und sorgt für einen niedrigeren Portfolioumschlag, denn kapitalgewichtete Fonds müssen nur dann kaufen oder verkaufen, wenn ein Unternehmen in die Benchmark aufgenommen oder aus dieser entfernt wird.

Das Ausschlussverfahren kann das Exposure auf diejenigen Sektoren erheblich beeinflussen, denen die gefilterten Produkte und Geschäftsbereiche zugeordnet werden. Da die untersuchten Indizes jedoch diversifiziert und nach Marktkapitalisierung gewichtet sind, sind die Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Benchmark insgesamt sowie auf die langfristige Renditeentwicklung im Allgemeinen gering. Das nachstehende Diagramm vergleicht die Renditen des FTSE Developed All Cap Choice Index mit denen des herkömmlichen Stammindex.

Indizes mit negativem Screening können ihre herkömmlichen Stammindizes vergleichsweise gut ersetzen

Monatliche Bruttorenditen (USD) des FTSE Developed All Cap Choice Index und des Stammindex

 

Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Erträge.

Hinweise: Der FTSE Developed All Cap Index ist nach Marktkapitalisierung gewichtet und bildet die Wertentwicklung von Small-, Mid- und Large-Caps aus Industrieländern ab. Der FTSE Developed All Cap Choice Index bildet die Wertentwicklung des FTSE Developed All Cap Index ab, nachdem dieser von FTSE Russell, einem von Vanguard unabhängigen Indexanbieter, nach bestimmten ESG-Kriterien gefiltert wurde. Monatliche Bruttorenditen in USD. Daten vom 31. März 2020 bis zum 30. Juni 2022; Angaben in USD bei Wiederanlage der Erträge. Der FTSE Developed All Cap Choice Index wurde am 19. Februar 2020 aufgelegt. Die hier abgebildeten Indexdaten beziehen sich auf den 31. März 2020, das erste Quartalsende nach Auflegung des Index.

Quellen: Vanguard and FactSet; Stand: 30 Juni 2022.

Erprobt und getestet

Die Vorzüge negativer ESG-Screenings sind unbestritten, weshalb diese Methode in zahlreichen ESG-Produkten zur Anwendung kommt: Ende März 2022 verwendeten 91% der europäischen ESG-Indexfonds und 95% der aktiven ESG-Fonds negatives Screening in der einen oder anderen Form, um das zulässige Anlageuniversum ihrer Portfolios einzugrenzen3.

Der weitverbreitete Einsatz von Ausschlussfiltern deutet darauf hin, dass ESG-Anleger:innen ihr Exposure auf bestimmte Unternehmen und Branchen unabhängig von der Anlagestrategie oder der Methode eines ESG-Fonds reduzieren möchten.

So tragen negative Screenings dazu bei, die Nachfrage zahlreicher ESG-bewusster Anleger:innen zu bedienen: Sie bieten die wichtigsten Vorteile von Indexstrategien, begrenzen jedoch das Exposure auf Unternehmen, die mit den Werten dieser Anleger:innen unvereinbar sind.

 

1 Kapitalflüsse in nachhaltige Fonds mit Fondsdomizil Europa (USD). Quelle: Morningstar Global Sustainable Fund Flows Report; Stand: 31. März 2022.

2 Diese Angaben gelten für die Screening-Methode von FTSE, den Indexanbieter unserer ESG-Aktienindexfonds; Bloomberg MSCI, der Indexanbieter unserer ESG-Anleiheindexfonds, schließt Unternehmen mit einem MSCI-Controversy-Score von null aus.

3 Vanguard und Morningstar; Stand: 31. März 2022.

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