• Höhere Zinsen werden uns voraussichtlich nicht über Monate, sondern Jahre begleiten.
  • Der Übergang zu einem Hochzinsumfeld wird wahrscheinlich erhebliche Folgen für Haushalte, Unternehmen und Regierungen haben.
  • Die Aussicht auf anhaltend höhere Zinsen spricht langfristig für höhere risikobereinigte Renditen in Mischportfolios.

Die wichtigste Erkenntnis aus dem Vanguard Wirtschafts- und Marktausblick 2024: Der Übergang zu einem Hochzinsumfeld stellt die bedeutendste Finanzmarktentwicklung seit der Finanzkrise des Jahres 2008 dar.

Zwar dürften die Leitzinsen in der zweiten Jahreshälfte wieder etwas sinken, in den kommenden Jahren erwarten wir jedoch ein höheres Zinsniveau als in jüngster Vergangenheit.

Anders ausgedrückt: Nullzinsen sind Geschichte.

Sinkendes Wachstum und Zinssenkungen im Jahr 2024

In den vergangenen zwei Jahren ist die Inflation auf Rekordstände gestiegen und hatte in den meisten Industrieländern Zinserhöhungen zur Folge. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 erwarten wir stabile Zinsen, in der zweiten Jahreshälfte dann erste Zinssenkungen.

In den meisten großen Industrieländern bewegt sich die Inflation wieder auf die Zielwerte der Zentralbanken zu, real dürfte die aktuelle Geldpolitik daher zunehmend restriktiv wirken. Im Jahr 2023 hat sich die Weltwirtschaft weitestgehend als robust erwiesen, inzwischen jedoch laufen die Haushaltsmaßnahmen aus der Pandemiephase aus, die Sparüberschüsse gehen zurück.

Ende 2024 erwarten wir in den USA eine Rezession, die im Euroraum bereits eingetreten sein könnte. Großbritannien folgt dicht dahinter, auch hier rechnen wir in den kommenden Monaten mit einer Rezession oder zumindest mit unterdurchschnittlichem Wachstum.

Schwächere Konjunktur und sinkende Inflation stimmen uns zuversichtlich, dass die Zentralbanken ihre Geldpolitik in der zweiten Jahreshälfte 2024 wieder etwas lockern werden. In unserem Basisszenario erwarten wir im kommenden Jahr Zinssenkungen von 75 Basispunkten im Euroraum und von 150 bis 200 Basispunkten in den USA.

Was wir nicht erwarten: eine Rückkehr zu ultraniedrigen Zinsen. In den wichtigsten Industrieländern sollten sich die Leitzinsen bis Ende 2025 bei 2,25 bis 3,75% einpendeln. Nullzinsen sind dagegen bis auf Weiteres unwahrscheinlich – mit erheblichen Folgen für Wirtschaft und Märkte. 

Zinssenkungen: ja, Nullzinsen: nein

 

Quellen: Berechnungen von Vanguard auf Grundlage von Daten von Bloomberg; Stand: 30. November 2023. 

Hinweise: Monatliche Daten von Januar 2005 bis November 2023, Prognosen bis Ende 2024.

Die höheren Zinsen werden für Jahre bleiben 

Aufgrund struktureller Veränderungen und steigender Gleichgewichtszinsen (auch als neutraler Zinssatz oder r-star bzw. r* bezeichnet) rechnen wir in den Industrieländern in den nächsten zehn Jahren mit höheren Zinsen, als wir es aus Pandemiezeiten gewohnt waren. Der Gleichgewichtszinssatz ist ein theoretischer Zinssatz, der das Wirtschaftswachstum weder fördert noch bremst, er stellt also den Gleichgewichtspunkt zwischen Ersparnissen und Investitionen dar.

Untersuchungen von Vanguard deuten darauf hin, dass der neutrale Zinssatz in den USA seit 2008 um etwa 100 Basispunkte, also einen Prozentpunkt, auf heute etwa 1,5% gestiegen ist und der Nominalzins damit bei rund 3,5% liegt. In anderen entwickelten Märkten wie dem Euroraum, Großbritannien Australien, Japan und Kanada zeigen sich ähnliche Muster. Jedes Land hat seine eigene Dynamik, weshalb Veränderungen unterschiedlich schnell eintreten, doch nach unseren Berechnungen ist der reale Gleichgewichtszinssatz seit der Finanzkrise  um etwa einen Prozentpunkt gestiegen.

Für diesen Anstieg sind vor allem zwei Faktoren verantwortlich: die demografische Entwicklung und die strukturell bedingt höheren öffentlichen Defizite. Menschen werden älter und gehen in den Ruhestand, die aufgebauten Sparvermögen werden aufgebraucht, die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter schrumpft. Gleichzeitig verschulden sich Regierungen, um die Infrastruktur und andere langfristige Projekte zu finanzieren. Sinkende Sparvermögen und steigende Kreditvolumen führen in der Summe zu höheren Zinsen.

Höhere Zinsen werden uns voraussichtlich nicht über Monate, sondern Jahre begleiten – eine strukturelle Veränderung, die über den nächsten Konjunkturzyklus hinaus Bestand haben wird. In den wichtigsten Industrieländern dürften sich die Leitzinsen daher bis Ende 2025 bei 2,25 bis 3,75% einpendeln. 

Eine Rückkehr zum Nullzinsumfeld halten wir dagegen für unwahrscheinlich.   

Eine solide Grundlage für langfristige risikobereinigte Renditen

Höhere Zinsen werden voraussichtlich erhebliche Auswirkungen haben – auf private Haushalte ebenso wie auf Unternehmen und Regierungen. Für private Haushalte schaffen höhere Zinsen einen Anreiz, mehr zu sparen und weniger für Konsum auszugeben.  Für Unternehmen bedeuten steigende Finanzierungskosten, dass sie Kapital gezielter für die produktivsten und rentabelsten Projekte einsetzen müssen. Regierungen werden sich zu einer Neubewertung der Finanzpolitik gezwungen sehen: Die steigende Verschuldung ist zu einem Problem geworden, das nicht an die nächste Generation weitergegeben werden kann, sondern von dieser Generation gelöst werden muss.

Für Anlegerinnen und Anleger mit gut diversifizierten Portfolios bilden dauerhaft höhere Zinsen dagegen eine solide Grundlage für langfristige risikobereinigte Erträge. Der Übergang in ein Hochzinsumfeld ist allerdings noch nicht abgeschlossen, kurzfristig rechnen wir an den Finanzmärkten daher mit anhaltend hoher Volatilität. 

In unserem vollständigen Bericht erläutern wir, wie sich unsere langfristigen Renditeerwartungen unter anderem für Multi-Asset-Portfolios verändert haben.

Noch mehr erfahren Sie im Webinar zu unserem Wirtschafts- und Marktausblick 2024, in dem die Vanguard Volkswirtinnen und Volkswirte unter anderem Ihre Fragen beantworten. 
 

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Vanguard Wirtschafts- und Marktausblick 2024

Unser Prognosebericht ist ab sofort verfügbar.

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