• Die US Federal Reserve und die Bank of England haben ihren Leitzinsen zuletzt stabil gehalten, weitere Zinserhöhungen sind jedoch möglich.
  • In den USA halten wir weitere Zinserhöhungen für wahrscheinlicher als in Großbritannien und im Euroraum.
  • Unabhängig davon, ob die Zinsen ihren Höchststand erreicht haben oder kurz davor stehen, rechnen wir vor dem zweiten Halbjahr 2024 nicht mit Zinssenkungen.

 

Am 20. September hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihr Zielband für die Federal Funds Rate stabil bei 5,25 bis 5,5% gehalten, die Bank of England (BoE) folgte nur einen Tag später und verzichtete ihrerseits darauf, ihren Leitzins von aktuell 5,25% erneut anzuheben. Damit endet eine Serie von 14 aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen in Großbritannien seit Dezember 2021.

Beide Zentralbanken betonten, dass der Weg zum 2%-Ziel weitere Wachsamkeit erfordere.

In den USA rechnen wir mit ein bis drei weiteren Zinsanhebungen um jeweils 25 Basispunkte, die Fed geht ihrerseits nicht davon aus, ihr Inflationsziel von 2% vor 2026 zu erreichen. In Großbritannien und im Euroraum könnten die Leitzinsen dagegen kurz vor ihrem Höhepunkt stehen oder diesen bereits erreicht haben.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins zuletzt am 14. September um einen Viertelprozentpunkt auf 4% erhöht, zudem hat die Wirtschaft auf beiden Seiten des Kanals deutlich an Schwung verloren.

Britische Inflation lässt nach

Britische Inflationsdaten vom 20. September dürften im geldpolitischen Ausschuss der BoE zu Diskussionen geführt haben, ob die Zinsen weiter steigen müssen oder nicht. Sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation liegen nach wie vor über der Marke von 6% und damit weit über dem Ziel der BoE von ebenfalls 2%.

Die Kerninflation, also die Inflationsrate ohne Alkohol-, Tabak-, Lebensmittel- und Energiepreise, hat im August und vor allem im Dienstleistungssektor deutlich nachgelassen, das anhaltend hohe Lohnwachstum – in den drei Monaten bis zum 31. Juli stiegen die Löhne im privaten Sektor mit einer Jahresrate von 8% – und steigende Ölpreise stellen jedoch ein Risiko dar. Sollten das Lohnwachstum und die Energiepreise die Inflation weiter anheizen, muss die BoE die Zinsen womöglich erneut anheben.

 

"Selbst wenn die Zinsen ihren Höhepunkt schon bald erreichen, halten wir schnelle Zinssenkungen für unwahrscheinlich."

Shaan Raithatha

Senior Economist, Vanguard, Investment Strategy Group

 

Weitere Zinserhöhungen in den USA wahrscheinlich

In den USA ist die Kerninflation ohne die volatileren Lebensmittel- und Energiepreise schneller gesunken als in Großbritannien, übersteigt jedoch mit über 4% das Zielband der Fed immer noch um mehr als das Doppelte.

Wir gehen davon aus, dass sich die Fed eine Zinspause erlauben kann, weil sich die Inflationszahlen zumindest in die richtige Richtung bewegen. In Anbetracht der robusten Konjunktur (insbesondere im Dienstleistungssektor) hat die US-Notenbank trotzdem noch genügend Spielraum für weitere Zinserhöhungen.

Und am Ziel ist die Fed aus unserer Sicht noch nicht; um die Inflation wirklich einzudämmen, wird sie die Zinsen entweder ein weiteres Mal geringfügig anheben oder für längere Zeit auf ihrem jetzigen Niveau halten müssen. Neben ihrer Zinsentscheidung gab die Fed am 20. September auch bekannt, dass ihre Zinsziele für 2024 und 2025 wahrscheinlich um einen halben Prozentpunkt über ihrer Juni-Prognose liegen werden.

Die Zinsen werden wohl nicht so schnell sinken, wie die Märkte erwarten

Auch wenn das Ende der Zinserhöhungen naht, sollten Anlegerinnen und Anleger keine schnellen Zinssenkungen erwarten.

Wenn wir den Höchstzinssatz tatsächlich erreichen, werden wir wohl für eine gewisse Zeit mit diesen Zinssätzen leben müssen – weder in den USA noch in Großbritannien halten wir erste Zinssenkungen vor der zweiten Hälfte des Jahres 2024 für wahrscheinlich.

Hier weichen wir in unserer Einschätzung deutlich von den Märkten ab, die erste Zinssenkungen bereits Anfang 2024 erwarten.

Ein Grund für unsere Einschätzung: Der neutrale Zinssatz, also der theoretische Zinssatz, der die Wirtschaft weder ankurbelt noch belastet (auch als R-Stern bezeichnet), dürfte höher sein, als viele annehmen. In unserem letzten Webinar-Quartalsausblick (den Sie hier ansehen können) sind wir im Detail auf den neutralen Zinssatz eingegangen.

Die Fed hielt in ihren Zinsprognosen an ihrer Einschätzung des neutralen Zinssatzes – dem Median ihrer langfristigen Zielprognose für den Leitzins – von 2,5% fest. Wir vermuten jedoch, dass der neutrale Zinssatz in den USA eher bei 3,5% liegt, weshalb wir eine Rückkehr zu dem Niedrigzinsumfeld der jüngsten Vergangenheit in absehbarer Zeit für unwahrscheinlich halten.


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